Erlebte Geschichten 30.05.2023
Willy Schüffler, einer der letzten Schirmmacher - „Gut beschirmt sein, heißt, gut beschützt sein“
Willy Schüffler ist einer der letzten Schirmmacher Deutschland.
Das aussterbende Handwerk hat der heute 75-Jährige von seinem Vater gelernt. Bis heute gibt es bei Willy Schüffler handgemachte Schirme – und auf Bestellung auch welche, die aussehen, als ob sie brennen…
Von Andrea Lieblang
Willy Schüfflers Großmutter war eine rührige Frau. Nach dem Ersten Weltkrieg gab sie den Kohlehandel auf und gründete ein Schirmgeschäft. Eine kluge Entscheidung, wie sich rasch herausstellte. Denn in jenen Zeiten zwischen den beiden Weltkriegen trugen die Menschen ihre Kleidung Jahre lang. Der Schirm wurde zu einem wichtigen Utensil, um die Garderobe auch weiterhin zu schonen.
Lange hatten Schüfflers Großmutter, sein Vater und später er selbst das Familiengeschäft am Kettwiger Tor. Als die Mieten dort zu teuer wurden, verlegten sie ihr Geschäft ins dörfliche Essen-Heisingen. Das Geschäft läuft bis heute. Kein Wunder, denn Willy Schüffler gehört zu den letzten Schirmmacher-Meistern Deutschlands. Während einige wenige Kollegen in Deutschland nur noch Reparaturen anbieten, produziert er weiter:
Rund 2.000 Schirme hat er immer vorrätig. Und dann kümmert er sich noch liebevoll um seine ganz besonderen Aufträge: Für das Schauspiel Düsseldorf hat er kürzlich einen Schirm konstruiert, der auf der Bühne so aussieht, als würde er brennen. "Was er natürlich nicht tut", erklärt der Mann mit dem fein gestutzten Oberlippenbärtchen, lächelt und deutet auf einen kleinen Taschenschirm, den er konstruiert hat: "Das ist Weltrekord", meint er stolz, "denn dieser Schirm ist federleicht und wiegt gerade einmal einhundert Gramm."
Redaktion: David Rother