Erlebte Geschichten (08.02.2022)
Sener Sargut, "Integrationsbeauftragter"
Stand: 20.01.2022, 17:49 Uhr
Sener Sargut kam als 17-Jähriger im Oktober 1959 nach einer 2-tägigen Zugfahrt aus Istanbul in Frankfurt an und war einer der ersten Türken in der Stadt. Der heute 79-Jährige gehört zwar zeitlich zur Generation der Gastarbeiter, war aber nie einer von ihnen.
Von Melahat Simsek
Der junge Student lernt schnell Deutsch, studiert an der TH in Darmstadt anfangs Bauingenieurwesen. Parallel dazu ist er im türkischen Konsulat als Dolmetscher tätig. In den 60er Jahren wird Sargut zeitweise auch als Chefdolmetscher bei der Vermittlungsstelle der Bundesagentur für Arbeit in Istanbul angestellt, die Gastarbeiter und Gastarbeiterinnen anwerben.
Mitte der 60er Jahre fängt er an der Goethe-Universität in Frankfurt ein Studium der Erziehungswissenschaften an. Es habe kaum Menschen gegeben, die den türkischen "Gastarbeitern" in sozialen Fragen helfen konnten und gut deutsch sprachen, erklärt er seine Motivation. Nach seinem Studium bietet er ab 1971 bei der Volkshochschule in Frankfurt Integrations-, Alphabetisierungs- und Deutschkurse an und setzt sich für die Verständigung der Kulturen ein. "Wir waren Vorreiter bei der sozialen Integration", sagt der Pädagoge heute. Viele Jahre ist er auch der stellvertretende Vorsitzende der Türkischen Gemeinde in Deutschland.
Seit über 60 Jahren lebt Sener Sargut nun schon in Frankfurt und hat alle Höhen und Tiefen des Zusammenlebens zwischen Türken und Deutschen, aber auch innerhalb der eigenen Community miterlebt und sich in verschiedenen Positionen für das gemeinsame Zusammenleben engagiert.
Redaktion: Gesa Rünker