"Ich wache jeden Morgen glücklich auf"
Woche für Woche fährt die 16-fache Urgroßmutter in die Musikschule Eisenhüttenstadt, um Kinder Trompete zu lehren. Mit fünf Jahren lernte sie in Klotzsche bei Dresden das Klavierspiel, um ihre Mutter, eine Kammersängerin, begleiten zu können. Geld verdiente sie schon als Mädchen mit einer kleinen Kapelle in Gaststätten. Mit 17 Jahren lernte sie das Trompetenspiel, weil in einem Orchester eine Stelle frei wurde. Mit 54 Jahren holte sie ihr Staatsexamen in Klavier und Trompete nach und ist seitdem als Lehrerin tätig.
Lebenslauf
Sie ist Deutschlands älteste Trompetenlehrerin. Noch immer begibt sich die 16fache Ur-Ur-Großmutter regelmäßig in ihre Musikschule, um Kinder zu unterrichten. Bisher hat sie etwa 500 Kindern das Trompetespielen beigebracht. Bereits mit fünf Jahren erlernte Ludmilla Hypius das Klavierspielen und begleitete bald ihre Mutter, eine damals bekannte Kammersängerin. Mit 17 Jahren war sie dann als Pianistin im Damenorchester "Rheinische Flocken" engagiert. Doch eines Tages fiel dem Leiter auf, dass dem Orchester eigentlich eine Trompete fehlt. Sein Blick fiel auf Ludmilla Hypius, und er entschied: "Du lernst Trompete." Sie war nicht abgeneigt, denn sie sagte sich schon damals, dass sich Frauen etwas zutrauen sollten. Noch heute vergeht kein Tag, an dem sie nicht spielt. Mit ihren Nachbarn hat sie ein entsprechendes Übereinkommen wegen der Ruhestörung getroffen. Zu bestimmten Zeiten toleriert jeder Bewohner des Hochhauses, dass Frau Hypius übt oder Unterricht gibt. Die 92jährige fährt ein- oder zweimal die Woche und bei jedem Wetter mit dem Bus nach Beeskow zu ihrer Musikschule. Die Busfahrer grüßen die alte Dame respektvoll, denn ihre Korrektheit ist allen ein Begriff. Noch nie hat sie einen Bus verpasst. Bis vor kurzem hat Ludmilla Hypius auch einen Frauenchor geleitet. Doch diesen Chor gibt es nicht mehr. "Die Damen sind kränklich", erklärt die einstige Chorleiterin. Schließlich seien das alles betagte Frauen gewesen, die da gesungen hätten. "So 70, 80. 90 Jahre alt", meint die 92jährige verständnisvoll. (Mitteldeutscher Rundfunk, 9. März 2004)
Redaktion:
Hanns Otto Engstfeld