Erlebte Geschichten (27.07.2021)
Haeng-Ja Fischer, eine koreanische Krankenschwester in Deutschland
Stand: 23.04.2021, 14:37 Uhr
Sie war eine von rund 10.000 koreanischen Krankenschwestern, die in den 1960er Jahren nach Deutschland kamen, viele von ihnen ins Ruhrgebiet. Ein Anwerbeabkommen mit Südkorea machte das seit 1963 möglich.
Von Andrea Kath
In den deutschen Krankenhäusern herrschte - wie heute - Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal. Südkorea war damals noch ein Entwicklungsland. In der Bundesrepublik sprach man dagegen vom Wirtschaftswunder. Arbeitskräfte wie Haeng-Ja Fischer wurden händeringend gesucht.
Sie kam 1969 auf der Suche nach einem besseren Leben nach Bochum. Ihren Vater hatte sie schon früh verloren, er war im Koreakrieg bereits Anfang der 1950er Jahre gefallen. Die Halbwaise machte eine Ausbildung zur Krankenschwester, heiratete jung und bekam zwei Kinder. Als die erste Ehe scheiterte, entschloss sie sich, nach Deutschland zu gehen. Die beiden kleinen Kinder musste sie damals in Südkorea bei den Großeltern und Schwiegereltern zurücklassen.
Ein schwerer Schritt, denn Haeng-Ja Fischer bekam - wie alle anderen - nur einen Arbeitsvertrag für drei Jahre. So etwas wie Familienzusammenführung gab es nicht. Doch sie schafft es, nach drei Jahren ihre Kinder aus Südkorea nach Bochum zu holen und in Deutschland zu bleiben. Sie machte den Führerschein, kaufte ein Haus. Und heiratete noch einmal, einen Deutschen.
Haeng-Ja Fischer sagt heute, dass es ein großes Glück gewesen sei, damals nach Deutschland kommen zu dürfen. Sie hat von 1969 an bis zu ihrer Rente in Bochum-Linden im St. Josefs-Hospital gearbeitet und war zuletzt Pflegedienstleiterin. Eigentlich, sagt die heute 78-jährige, habe sie nur drei Jahre in Deutschland bleiben wollen.
Redaktion: Gesa Rünker