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Portrait von Karl Gass Dokumentarfilmer der DDR

Erlebte Geschichten mit Karl Gass

"Sind Sie sicher?", fragte Quizmaster Karl Gass im DDR-TV. Ein deutsches Leben: 1917 wird Karl Gass in Mannheim geboren, zieht in den Krieg, wird 1945 Redakteur beim NWDR in Köln.

Von Clemens Hoffmann

Sein Chef ist Karl-Eduard von Schnitzler. 1948 siedelt er nach Ostberlin in den sowjetischen Sektor über und betreibt Propaganda für den anderen deutschen Staat mit Hilfe des Dokumentarfilms. "Schaut auf diese Stadt", das Meisterstück des Agitators, ein Film über Westberlin, soll die Mauer politisch und moralisch legitimieren.

Moderator und Regiemekritiker

Richtig populär wird er als Moderator der Quiz- Sendung "Sind Sie sicher?", die er sieben Jahre moderiert. Gleichzeitig schlägt er zunehmend kritische Töne gegenüber der Regierung an. Heute lebt der 87-jährige vor den Toren Berlins und schreibt Bücher gegen Militarismus und Krieg.

Auf der Suche nach dem echten Fernsehen


Er hat sich auch zur Agitation im Film bekannt, in den frühen, zukunftsgewissen Jahren. Nur: Interessant musste es sein, und wirksam. Als Rundfunkredakteur hatte er mit "Wir schalten uns ein" praktiziert, dass der offene Umgang mit Konflikten die beste Aufklärung ist. Offenheit wurde später verdächtigt, oft unmöglich gemacht. 1962 sagte er: "Es ist für uns schwierig, den wirklich echten Menschen einzufangen. Was wir bisher gemacht haben, ist zum Teil nur ein Anfang auf diesem Wege."

Mehr als 100 Kino- und Fernseharbeiten

Die frühen Sechziger, kurze Zeit neuen Suchens, Fragens, neuer Versuche, sehen ihn ganz vorn. "Feierabend" und "Asse" leben von einem freien Blick und gegenseitigem Respekt zwischen Arbeitern vor und hinter der Kamera: Zeitgenossen - über diesen Begriff wird Gass 15 Jahre später, 1980, heftig diskutieren, als sich jene seltene und kostbare Solidarität allmählich verloren hat und andere, jüngere Regisseure begannen, mit anderen Porträts, Beobachtungen und Reflexionen ein anderes Kapitel der DDR zu dokumentieren, von dem noch niemand wusste und kaum jemand wollte, dass es das letzte wurde. (Klaus Wischnewski zum 80. Geburtstag von Karl Gass in Neues Deutschland vom 1. Februar 1997)



Redaktion: Hanns Otto Engstfeld

Erlebte Geschichten: Karl Gass (01.02.2004)

Verfügbar bis 30.12.2099