Erlebte Geschichten (09.11.2021)
Gabriele von Arnim - "Das Leben ist ein vorübergehender Zustand"
Stand: 19.10.2021, 15:17 Uhr
Die Journalistin und Schriftstellerin Gabriele von Arnim hat erlebt, was man niemandem wünscht. Ihr Mann, der bekannte Fernsehjournalist Martin Schulze, erleidet kurz hintereinander zwei Schlaganfälle, die ihn zu einem Pflegefall machen. Ausgerechnet an jenem Tag, wo sie ihm erklärt, ihn zu verlassen. Er kann nur noch schwer verständlich sprechen, nicht gehen, nicht lesen, nicht schreiben, aber nach wie vor scharfsinnig denken.
Von Melahat Simsek
Zehn Jahre pflegt von Arnim ihn in der gemeinsamen Wohnung über den Dächern Berlins bis zu seinem Tod. Immer am Rand der eigenen Überforderung, immer mit emotionalen Ausschlägen, immer in der Gefahr, sich selbst zu verlieren.
Über diese Jahre hat die Journalistin einen autobiografischen Roman geschrieben. In Das Leben ist ein vorübergehender Zustand geht es um den Schmerz, der nie ganz weggehen wird, aber auch um Trost und um die Kraft, die Gabriele von Arnim aus sich selbst und aus Büchern und Gesprächen zieht.
Das Buch handelt von Würde, vom Aushalten des Unzumutbaren, von Menschlichkeit. Und auch was Depressive, Krebskranke, Schwerbehinderte und deren Angehörige oft erleben: Die Unsicherheit und Angst der anderen.
So holt die promovierte Literaturkritikerin die Welt ins Haus, veranstaltet Essen für Gäste, dolmetscht die schwer verständlichen Sätze ihres Mannes. Und dann kommen alte Vertraute und neue Bekannte in sein Leben zurück, die ihm täglich vorlesen, aus Zeitungen, Romanen, Sachbüchern.
Redaktion Gesa Rünker