Ich habe niemals - Nürnberg und der Traum vom Weltgericht
Stand: 13.08.2021, 14:01 Uhr
"Ich habe niemals, an keinem Menschen und zu keinem Menschen einen Mord befohlen...“. Hermann Göring, Hitlers Luftwaffenchef, verteidigte sich mit diesen Worten vor dem Nürnberger Kriegsverbrechertribunal, das vor 75 Jahren, am 1. Oktober 1946, sein Urteil fällte.
Von Jochanan Shelliem
Während Kriegsheimkehrer in den Trümmern nach Antworten für ihr zerstörtes Leben suchten, förderte dieser Vorläufer eines "Weltgerichts“ die ersten Umrisse von Völkermord und Rassenwahn zutage. Augenzeuge ist der junge Jude Richard Sonnenfeldt aus Sachsen-Anhalt, der als Emigrant Chefdolmetscher der US-Anklage wird.
Das Tagebuch des deutschen Gefängnisarztes Ludwig Pflücker, der das Verhalten der Angeklagten bis zu ihrem Tode notiert, bildet den Gegenpol dazu.
"Ich habe niemals… ". Sätze wie diese gebrauchen Jahrzehnte später erneut Potentaten wie Slobodan Milosevic und Jean Kambanda aus Ruanda vor Gericht.
Ausgehend von der historischen Rekonstruktion erörtern in diesem Feature auch Richter und Ankläger des Jugoslawien-Tribunals und des seit 2002 bestehenden Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag, welche Erfahrungen von Nürnberg für sie richtungweisend sind.
Ausstrahlung am 12. September 2021 um 13.04 Uhr
Von Jochanan Shelliem
Regie: Iris Drögekamp
Redaktion: Thomas Nachtigall
Produktion: SWR/WDR 2006