Buchcover: "Wie sterben geht" von Andreas Pflüger

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"Wie sterben geht" von Andreas Pflüger

Stand: 24.11.2023, 14:49 Uhr

Mitten im Kalten Krieg in den Jahren 1980 bis 1983 spielt Andreas Pflügers neues Buch. Im Mittelpunkt die BND-Agentin Nina Winter.

Nina war die Führungsoffizierin von Rem Kukura der gegen den Sohn eines Politbüromitgliedes ausgetauscht wird. Der Austausch endet in einem Fiasko. Ende aus? Nein, denn Pflüger beginnt nun eine Rückblende in das Jahr 1980. Nina wird als Mitarbeiterin des BND in Pullach nach Moskau entsandt, um den spurlos verschwundenen Führungsoffizier von Rem Kukura zu ersetzten.

Sie ist offiziell im Botschaftsdienst für Literatur und Kultur zuständig und lernt das Leben einer Agentin von der Pike auf. Nina weiß, wie man eine Horde von Polizisten abschüttelt und in die Irre führt, wie man mit einem anderen Namen lebt und Menschen umbringt. Sie lernt beim Boxen zu tänzeln und verliebt sich in Leo, den Sohn von Kukura.

Leos Vater ist der Top Agent des BND in Russland im Dienst des KGB und er enttarnt in diesen Jahren Günther Guillaume, den Sekretär Willy Brandts und erzählt Nina nach seinem Besuch in Ost Berlin, dass die Stasi die RAF im Morden unterstützt.

Es geht in Pflügers Roman auch um den Nato-Doppelbeschluss und die Flick-Affäre. Nur einen Mann erfindet er, den Gegenspieler von Nina, Demian Bossoi, ein enger Vertrauter des späteren Präsidenten Andropov. Letztlich durch ihn lernt sie, wie Sterben geht.

Die Jenny-Aron-Trilogie von Andreas Pfüger habe ich mit größter Begeisterung verschlungen. Mit diesem Roman hat sich Pflüger aber in die LeCarré Liga geschrieben, ich finde sogar, dass er ihn fast übertrifft, denn Pflügers Wortwitz ist nicht zu überbieten, seine Worte springen Seilchen und überschlagen sich. Pflügers Sätze werden zu Bildern und sein Roman zu einem großartigen Film.

Pflügers Recherche war schon in seinen vorherigen Romanen exzellent, hier hat er sie perfektioniert. Suhrkamp schreibt "Thriller" – richtig. Aber Pflüger beweist, dass er den Thriller zu nobelpreisverdächtiger Weltliteratur veredelt. Es gibt keinen besseren weit und breit. Andreas Pflüger ist grandios!

Eine Rezension von Andreas Wallentin

Literaturangaben:
Andreas Pflüger: Wie Sterben geht
Suhrkamp Verlag, 2023
448 Seiten, 25 Euro