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Buchcover: "Mandel" von Won-pyung Sohn

Lesefrüchte

"Mandel" von Won-pyung Sohn

Stand: 10.01.2025, 13:06 Uhr

Yunjae ist unfähig, Gefühle zu erkennen oder auszudrücken. Als er plötzlich auf sich allein gestellt ist, entwickelt er neue Kräfte und ein individuelles Talent, gut durchs Leben zu kommen.

Yunjae ist ein Junge, der keine Gefühle empfinden und ausdrücken kann. Auch die seiner Mitmenschen kann er nicht lesen. Dadurch wird Yunjae zum Außenseiter. Auch wenn seine Mutter ihm beibringt, wie er sich verhalten soll, um möglichst wenig aufzufallen, sind die Menschen in seiner Umgebung immer wieder überrascht und befremdet von seiner Freud- und Furchtlosigkeit.

Nach einem Gewaltakt an seinem 16. Geburtstag, bei dem seine Großmutter stirbt und die Mutter ins Koma fällt, ist Yunjae auf sich allein gestellt und führt nach der Schule das Antiquariat seiner Mutter weiter. Er entwickelt eigene Kräfte und schafft sich ein Netz von Unterstützern. Er schließt Freundschaften, durch die er eine enorme Entwicklung vollzieht.

"Mandel" ist das literarische Debüt der Drehbuchautorin und Filmregisseurin Won-pyung Sohn. Es stellt einen Jungen in den Mittelpunkt, der von der Norm abweicht und "anders" ist, und dadurch in der konformistischen koreanischen Gesellschaft große Hindernisse überwinden muss. Ein außergewöhnlicher und spannender Roman, der berührt. Den Namen der südkoreanischen Schriftstellerin Won-pyung Sohn sollte man sich merken.

Eine Rezension von Barbara Geschwinde

Literaturangaben:
Won-pyung Sohn: Mandel
Aus dem Koreanischen von Sebastian Bring
Blumenbar, 2024
224 Seiten, 24 Euro