Lesefrüchte
"Was von meinem Vater bleibt" José Henrique Bortoluci
Stand: 13.09.2024, 13:31 Uhr
LKW-Fahrer sind das Rückgrat der brasilianischen Wirtschaft. Mit viel Einfühlungsvermögen hat der Soziologe Bortoluci eine essayistische Biographie über seinen Vater geschrieben, der jahrzehntelang Waren durch das riesige Land transportiert hat.
"Was von meinem Vater bleibt" ist eine Reflexion über Erinnerung, Identität und Erbe in der brasilianischen Gesellschaft – ebenso wie eine tief bewegende Vater-Sohn-Geschichte. Als Soziologe erkundet Bortoluci die komplexen Beziehungen zwischen individueller Erfahrung und kollektivem Bewusstsein. Die langen Interviews mit seinem Vater bilden das Gerüst dieses bemerkenswerten Essays. Didi, sein Vater, ist ein Mann, der wie so viele andere LKW-Fahrer die Geschichte Brasiliens mitgeschrieben hat, eine Geschichte des zerstörerischen Fortschritts.
Bortoluci fordert seine Leserinnen und Leser intellektuell heraus und berührt sie gleichzeitig emotional. Sein schriftstellerisches Debüt erinnert an Werke der französischen Soziologen Didier Eribon und Eduard Louis, denen Ähliches gelungen ist. "Was von meinem Vater bleibt" ist in zehn Sprachen übersetzt worden.
Eine Rezension von Gerhard Klas
Literaturangaben:
José Henrique Bortoluci: Was von meinem Vater bleibt
Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Maria Hummitzsch
Aufbau Verlag, 2024
175 Seiten, 20 Euro