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Sondersendung zur Frankfurter Buchmesse

Leben mit der Endlichkeit – Katja Lewina und Eric Bergkraut im Gespräch

Stand: 18.10.2024, 15:19 Uhr

Ein Ehemann begleitet seine Frau in den letzten hundert Tagen ihres Lebens. Eine Mutter verliert ihren siebenjährigen Sohn und erfährt kurz darauf, dass sie selbst vom Tod bedroht ist. Der Schweizer Dokumentarfilmer Eric Bergkraut und die Autorin Katja Lewina sprechen darüber, was Verlust und Endlichkeit bedeuten.

Herbstzeit heißt für den Literaturbetrieb Messezeit. Während in Frankfurt Büchermenschen aus aller Welt durch die Ausstellungshallen und die ganze Stadt schwirren, meldet sich WDR 5 Bücher wie immer mit einer Sondersendung, in denen es um zwei Bücher und ein gemeinsames Thema darin geht.

Dieses Jahr passt es zum Herbst und verlangt einen Moment Ruhe und Innehalten. Es geht ums Sterben, um Verlust und die Endlichkeit des Lebens. Das klingt nach hartem Tobak, nach Trauer und Schmerz. Ja. Aber unseren beiden Gästen gelingt es, auf ganz unterschiedliche Weise zu erzählen, wie aus dem Schatten von Tod und Verlust auch Liebe, Menschlichkeit, letztlich sogar Lebensintensität hervortreten. Und sei es sogar in der letzten Phase, im Sterben.

Im Kölner Studio empfängt Moderator Markus Brügge die Autorin Katja Lewina. Der Schweizer Dokumentarfilmer Eric Bergkraut ist den beiden aus Paris zugeschaltet. Katja Lewina hatte sich vor allem mit selbstbewussten Texten über weibliche Sexualität und Paarbeziehungen einen Namen gemacht, als sich mit dem plötzlichen Tod ihres siebenjährigen Sohnes alles in ihrem Leben änderte.

Und es kam noch dicker: Kurze Zeit später erfährt Lewina, dass sie an einer genetischen Herzerkrankung leidet und ihr Leben unter Umständen auch jederzeit vorbei sein könnte. In "Was ist schon für immer. Vom Leben mit der Endlichkeit" reflektiert Lewina auf gewohnt direkte Weise, wie sich das Leben angesichts des Todes ändert und was das Leben wirklich ausmacht. Im unheimlichen Prozess des Sterbens, schreibt Lewina, wollen wir "gehalten sein von Menschen, die lieben."

Einen geliebten Menschen zu halten und den Prozess des Loslassens vom Leben zu begleiten, das durfte und konnte der Schweizer Dokumentarfilmer und Schauspieler Eric Bergkraut. In dem leisen, zurückhaltenden Sterbejournal "Hundert Tage im Frühling" berichtet er vom Sterben seiner Ehefrau, der Schriftstellerin Ruth Schweikert.

Bergkraut und die Söhne haben die unheilbar an Krebs erkrankte Ruth Schweikert im Frühling 2023 durch die Torturen palliativer Klinikaufenthalte begleitet und schließlich zum Sterben nach Hause ins Wohnzimmer der Familie geholt, wo um sie herum musiziert, gekocht, gelacht und geweint wurde. Der Tod gehört zum Leben dazu“, so heißt es immer; meist aber verdrängen wir die Endlichkeit unseres Seins.

Katja Lewina und Eric Bergkraut haben beide sehr eigene, sehr schöne und berührende Wege gefunden, Tod und Endlichkeitserfahrung in unser Bewusstsein zu bringen. Ihre Texte und die Gespräche mit ihnen bieten die Möglichkeit, sich tatsächlich für eine Stunde der Wahrheit zu stellen: Der Tod gehört zum Leben dazu.

Ein Beitrag von Mareike Ilsemann

Bücher Sondersendung zur Frankfurter Buchmesse 2024

WDR 5 19.10.2024 52:38 Min. Verfügbar bis 18.10.2025 WDR 5


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