Die Neurowissenschaftlerin Mara Lux, Anfang, Mitte 30, lebt in London. Sie stammt aus Deutschland, hat aber fast alle Verbindungen in die alte Heimat längst gekappt. Mara ist Schlafforscherin – eine Schlafforscherin, die selbst nicht schlafen kann. Weil sie seit ihrer Kindheit nachts merkwürdige Träume umtreiben, die künftige Ereignisse anzukündigen scheinen. Träume, die nicht gut sind, so scheint es zumindest.
Eines Tages erhält Mara eine merkwürdige Email: Ein Notar aus Deutschland ist der Absender. Sein Klient, dessen Identität unbekannt bleiben muss, schenkt Mara ein altes Herrenhaus nahe Frankfurt in der Provinz. Mara ist daran eigentlich nicht interessiert. Aber okay, sich das Ganze mal anzuschauen, kann ja nicht schaden. Da ist etwas, das sagt ihr so ein Gefühl.
Also entscheidet Mara sich schließlich, das Geschenk anzunehmen. Die Geschichte dahinter herauszufinden. Wie auch die mit den beiden verschwundenen Kindern. Das alles hat, irgendwie, mit ihr zu tun. Und mit ihren Träumen … Was also geschieht, wenn wir schlafen – und vor allem, wenn wir träumen? Und wie korrespondiert das mit der so rational scheinenden Realität des Wachseins
"Der längste Schlaf" erkundet diese Verbindungen und stellt zugleich Verbindungen her; mit vielen Reminiszenzen zum magischen Realismus und zur Schauerliteratur. Dabei erzählt der Roman eine Geschichte mitten aus der Gegenwart, aus der Gesellschaft, in der wir leben. Dass das alles ohne Spuk und Zauber in einem großen Ganzen auf- und zusammengeht, dafür sorgt eine mächtige Verbündete: Die Macht der Literatur, deren Mittel Melanie Raabe bestens zu inszenieren weiß.
Eine Rezension von Ulrich Noller
Literaturangaben:
Melanie Raabe: Der längste Schlaf
Penguin Verlag, 2024
352 Seiten, 24 Euro