Trotzdem weisen sie einen soghaften Rhythmus auf, der in über 70 Momente des Alltagslebens hinein führt, die der Lyriker zwischen 2016 und 2023 geschrieben hat. Es sind die kleinen, oft unbewusst und fast unbemerkt geschehenden Dinge, die Thorsten Krämer in seinen Achtzeilern interessieren.
Es sind Momente in Cafés, Supermärkten und auf der Strasse. Oder Momente im Morgengrauen nach einer durchfeierten Nacht, Momente einer zufälligen Begegnung und vor allen Dingen Momente des Hinterfragens und der Erkenntnis. So heisst es beispielsweise im Band, dass nicht die Vergangenheit einen einholt, sonder sich der Mensch selber in sie hinein begibt.
Das Leben wird in Krämers Gedichten als Langzeitstudie verstanden, bei der man selbst der einzige Proband ist. Und das Phänomen der Zeit umschreibt der Autor anhand eines vom Schneidebrett fallenden Paprikastücks.
Thorsten Krämers Gedichtband erhält seine verführerische Poesie auch dadurch, dass die beschriebenen Momentaufnahmen in Zeitlupe abzulaufen scheinen. Jeder Moment wird ausgekostet, und es breiten sich Gefühlsebenen sphärisch in den Zeilen aus.
Mit seinem pointierten und feinfühligen Gedichtband erweitert Thorsten Krämer die Wahrnehmung von Lebensrealitäten und macht Momente zu unendlichen Universen.
Eine Rezension von Claudia Cosmo
Literaturangaben:
Thorsten Krämer: Momente
Elif Verlag, 2023
100 Seiten, 20 Euro
