Der Blues eines Menschen, der sich Zeit seines Lebens mit Rassismus, Homophobie, kollektiven und persönlichen Tragödien, dem Drang des Individuums nach Freiheit und Entfremdung beschäftigt hat. James Baldwin identifiziert sich als lyrisches Ich mit den autobiographischen Verstrebungen in seinen Gedichten und findet in der Figur des Jimmy einen lyrischen Widerhall, der die Themen des Lebens zu Papier bringt.
Der vom deutschen Autor und Dramaturgen Christian Filips in zweisprachiger Ausgabe neu übersetze Gedichtband "Jimmy`s Blues" ist in Zusammenarbeit mit dem so genannten Baldwin-Kollektiv entstanden, hinter dem der nigerianische Autor und Aktivist Logan February, die Autorin und Moderatorin Lubi Barre und der Autor und Übersetzer Jonis Hartmann stecken. Das sind gleich vier junge Menschen, die in James Baldwins Gedichten eine bedeutungsvolle Zeitlosigkeit entdeckt haben, in der individuelles Welterleben zu einer allumfassenden Beleuchtung menschlicher Existenz wird.
James Baldwin singt in seinen Zeilen den Blues des Lebens, der mal einem harmonischen, mal einem abgehackten oder unterbrochenen Rhythmus folgt, der aus Beobachtetem, Erfahrenem, Ersonnenem und Gehörtem gespeist ist. “Schmerz ist nicht leicht“ heißt es in einer Zeile, der rund 30 Gedichte, die James Baldwin seit seiner Jugend verfasst hat. Als der Dichter sie 1983 unter dem Titel “Jimmys Blues“ in einem Band versammelte, fanden sie im Gegensatz zu Baldwins Romanen nicht viel Beachtung.
Die Gedichte sind oft Familienmitgliedern oder Freunden gewidmet und wurden den Betreffenden von Baldwin in Form loser Blätter als Geschenk überreicht. Das alles erfährt man im Nachwort des Übersetzers Christian Filips, das die Leserinnen und Leser in die Welt von James Baldwin hinein führt. Es ist eine Welt, die sphärische Geschichten erzählt, mal in Reimform, mal in Bruchstücken, in denen der Geliebte nicht nur für Baldwins Partner, sondern auch für das unerreichbare Amerika steht, in dem Rassenkonflikte den Alltag bestimmten und es auch heute noch tun.
So ist James Baldwins Gedichtband "Jimmy`s Blues" ein endloser Song mit unterschiedlichen Stimmlagen und Tonarten. Darin wird das Leben mal als Klagelied und mal als Lied der Freude gefeiert.
Eine Rezension von Claudia Cosmo
Literaturangaben:
James Baldwin: Jimmy`s Blues Gedichte
Zweisprachige Ausgabe Englisch und Deutsch
Aus dem Englischen von Christian Filips
Ergänzt um Beiträge des James Baldwin Collective
Engeler Verlag
234 Seiten, 22 Euro