Freude und Jubel & Musik am kurfürstlichen Hof

In der ersten Stunde der Vesper wird kurz vor Beginn der Fastenzeit noch einmal mit geistlicher Musik des Barock gejubelt. Die zweite Stunde füllt der politische Hasardeur und leidenschaftliche Musikliebhaber – der 'Blaue Kurfürst' Max Emanuel von Bayern.

Thomas Selle

Vesper I

Karnevalssamstag: Freude und Jubel in geistlichen Barockkantaten

17:04 - 17:45 Uhr

Heute ist Karnevalssamstag. Sicher ist das Fest heidnischen Ursprungs. Dennoch leitet sich der Begriff Karneval höchst wahrscheinlich von lateinisch 'carne levare' ab, übersetzt bedeutet es 'Fleisch wegnehmen'. Der Begriff 'Fastnacht' weist auch schon auf die christlich verordnete Fastenzeit hin. Im ersten Teil der Vesper möchten wir mit geistlicher Musik, die Freude und Jubel ausdrückt, noch einmal feiern und richtig 'auf die Pauke hauen'. 'Jauchzet dem Herrn, alle Welt! Dienet dem Herrn mit Freuden. Kommt vor sein Angesicht mit Frohlocken!' Bereits im Alten Testament pries man Gott mit Jubelgesängen, zum Beispiel in Psalm 100. Er wurde vom Chor der Leviten zum Lob- und Friedensopfer gesungen. Für seine Vertonung des Psalms setzt der norddeutsche Komponist Nikolaus Bruhns für besonders festliche Klangfarbe einen Zink ein. Der Hamburger Kantor Thomas Selle lässt die Sopranistin mit einem Countertenor gemeinsam jubeln und breichert den Psalm mit schwungvollen Instrumentalpassagen. 'Das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte' – in diesem Psalm sieht der Sänger seine wahre Freude in der Verbundenheit mit Gott. Der Erfurter Komponist Johann Heinrich Buttstedt vertonte die Worte fast schon theatralisch und lässt seine Kantate mit einer jubelnden Koloratur der Sopranistin enden.

Von Dorothee Prasser

Die Musikstücke zur Sendung

Vesper II

Musik am kurfürstlichen Hof Max Emanuels von Bayern

18:04 - 19:00

Man nannte ihn den 'blauen Kurfürsten' – und wirklich scheint Blau seine Lieblingsfarbe gewesen zu sein. Denn bei seinen häufigen kriegerischen Auseinandersetzungen trug er am liebsten seinen goldbetressten blauen Waffenrock, und auch seine Soldaten steckte er bald alle in blaue Uniformen.
In ganz großem Stil versuchte Max Emanuel in der europäischen Politik mit zu mischen. Als talentierter und äußerst waghalsiger Feldherr erzielte er grandiose Siege für das kaiserliche Lager, wechselte aber schließlich die Fronten und erlebte später an der Seite Ludwigs XIV. herbe Niederlagen, verfiel schließlich der Reichsacht und musste jahrelang ins Exil gehen.
Politisch also ein Hasardeur, außerdem Frauenheld, Genussmensch, Verschwender und Spieler. Andererseits immer und überall ein großer Liebhaber und Förderer von Kunst, Architektur und vor allem von Musik. Er selbst spielte leidenschaftlich Gambe, ließ sich das Instrument auch auf Jagdausflügen und sogar in Kriegen hinterhertransportieren. Und wo auch immer sein kurfürstlicher Hof in den politischen Wirren der Zeit gerade residierte, ob in München, Brüssel, Mons oder Paris – es gab eine äußerst stattliche Hofkapelle mit zahlreichen musikalischen Talenten. So finden sich am bayerischen Hof Komponisten wie Johann Kaspar Kerll, Agostino Steffani, Johann Christoph Pez und Rupert Ignaz Mayr.
Die WDR3 Vesper spürt heute diesem 'blau-schillernden' Kurfürsten und den Musikern in seiner Hofkapelle nach…

Von Andreas Nachtsheim

Die Musikstücke zur Sendung