'Du Hirte Israels, höre' & Tänze, Diminutionen, Grounds
Die erste Stunde der Vesper beschäftigt sich mit dem Psalm 'Du Hirte Israels, höre, der du Josef hütest wie Schafe! Erscheine, der du thronst über den Cherubim…' als Motto zum 2. Advent.
In der zweiten Stunde steht die Instrumentalmusik zwischen Renaissance und Frühbarock im Mittelpunkt.
- Sendehinweis: Vesper | 7. Dezember 2024, 17.04 - 19.00 Uhr | WDR3
Portrait des Komponisten Jan Pieterzon Sweelinck (1562-1621)
Vesper I
Ein Psalm als Motto zum 2. Advent - 'Du Hirte Israels, höre, der du Josef hütest wie Schafe! Erscheine, der du thronst über den Cherubim…'
17:04 - 17:45 Uhr
Seit langer Zeit hatten die Menschen in Israel das Gefühl: 'Es geht bergab!' Das Reich unter König David zerbrach. Immer wieder gab es Kriege und die Menschen sehnten sich danach, dass es endlich wieder einmal gut und friedlich werden wird.
Psalm 80 aus dem Alten Testament steht als Motto für den 2. Advent und bleibt aktuell. Im ersten Teil der Vesper möchten wir es musikalisch aufgreifen. Auch die Vertonungen des Psalms mit der Bitte um Gottes Hilfe ziehen sich durch die Jahrhunderte. Der niederländische Renaissancekomponist Jan Pieterszoon Sweelinck vertonte im 5stimmigen Madrigalstil, Barockkomponist Georg Christoph Strattner kleidete den Psalm in ein Geistliches Konzert für vier Gesangssolisten mit Instrumenten und der Romantiker Albert Becker, Leiter des Berliner Domchores, setzte sensibel musikalische Rhetorik in jeden Vers seiner festliche Motette. Sehr emotional hat auch der englische Komponist George Jeffreys die Verse vertont. Er selbst lebte in einer tief gespaltenen Gesellschaft; England im 17. Jahrhundert war zerrüttet. Effektvolle Chromatik und harmonische Rückungen lassen in seinem fünfstimmiges Anthem erschauern.
Von Dorothee Prasser
Die Musikstücke zur Sendung
Komponist:in | Titel / Länge | Interpret:in |
---|---|---|
Anonymus | Populus Sion Introitus zum 2. Advent (1'07'') | Daniel Schreiber (Tenor) |
Albert Becker | Du Hirte Israels höre, op. 89,2 (für gemischten Chor a cappella) (5'48'') | Kammerchor CONSONO |
George Jeffreys | Turn thee again (für 4 Singstimmen und Basso continuo) (6'22'') | Solomon's Knot |
Adrien Le Roy | O pasteur d'Israël escoute (für Laute) (1'17'') | Norihisa Sugawara (Laute}´) |
Jan Pieterszoon Sweelinck | Psalm 80: O Pasteur d'Israël (2'58'') | Gesualdo Consort Amsterdam |
Dmitrij Bortnjanskij | Du Hirte Israels (für Chor) (2'12'') | Konzertchor Südhessen |
Henry Purcell | O Lord God of hosts, Z 37 (für 2 Soprane, 2 Alte, Tenor, Bass, Chor und Basso continuo) (4'25'') | Robert Quinney (Orgel) The Choir of Westminster Abbey |
Georg Christoph Strattner | Du Hirt Israel, höre. (Geistliches Konzert für Sopran, Alt, Tenor, Bass, Streicher und Basso continuo) (6'43'') | Miriam Feuersinger (Sopran) Alexander Schneider (Countertenor) Daniel Schreiber (Tenor) Markus Flaig (Bass) Les Escapades |
Tomasz Adam Nowak | Advents-Suite in 6 Sätzen Improvisation auf der Orgel 1.Advent: Gigue (über den cantus firmus von: Macht hoch die Tür) (3'17'') | Tomasz Adam Nowak (Orgel) |
Cipriano de Rore
Vesper II
Tänze, Diminutionen, Grounds – Instrumentalmusik zwischen Renaissance und Frühbarock
18:04 - 19:00
Schon in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts begnügten sich die Instrumentalisten nicht mehr damit, in den Kompositionen die Vokalpartien mitzuspielen, sondern fügten eigene Verzierungen hinzu, etwa bei Tänzen wie dem Passamezzo. Dies geschah zwar im Rahmen von festgelegten (kontrapunktischen) Regeln, ließ aber dennoch genug Raum für individuelle Freiheiten. Auch wurde von vokalen Chansons und Madrigalen meist die Oberstimme, nicht selten aber auch die Bassstimme mit Diminutionen verändert, und diese wurden dann auch aufgeschrieben und im Druck veröffentlicht, was das Streben der Instrumentalisten nach Eigenständigkeit unterstreicht. Von diesen Diminutionen war es nur noch ein kleiner Schritt zu Bassmodellen, die sich als Ostinato viele Male wiederholen und über denen sich dann die instrumentale Virtuosität voll entfalten kann.
Einen Einblick in diese Entwicklung der Instrumentalmusik kurz vor und nach 1600 gibt diese Vesper mit Werken von Ortiz, Bassano, Selma y Salaverde, Simpson u.a.
Von Christoph Barth
Die Musikstücke zur Sendung
Komponist:in | Werk / Länge | Interpret:in |
---|---|---|
Diego Ortiz | Recercada romanesca (2'02'') | Capella de la Torre Leitung: Katharina Bäuml |
Diego Ortiz | Recercada tercera sobre tenores italianos (2'07'') | Ensemble Phoenix Munich Leitung: Joel Frederiksen |
Diego Ortiz | Recercada quarta (2'07'') | Tragicomedi |
Diego Ortiz | Recercada settima (1'39'') | Duo Gioco di Salterio |
Diego Ortiz | Recercada segunda, ausgeführt mit Barock- und orientalischen Instrumenten (2'26'') | Pera Ensemble Leitung: Mehmet Cemal Yesilçay |
Pierre Sandrin | Doulce memoire à 4 (2'48'') | Lionheart |
Diego Ortiz | Recercada Nr 3 über 'Doulce mémoire' (2'25'') | Jordi Savall (Viola da gamba) Aline Parker-Zylberajch (Cembalo) |
Diego Ortiz | Doulce memoire - Recercada segonda (2'40'') | Capriccio Stravagante Leitung: Skip Sempé |
Cipriano de Rore | Io canterei d'amor (Madrigal zu vier Stimmen) (3'11'') | Regina Kabis (Sopran) Quartetto con affetto |
Giovanni Bassano | Io canterei d'amor (vokale Diminution) (3'50'') | Regina Kabis (Sopran) Quartetto con affetto |
Girolamo Dalla Casa | Io canterei d'amor (instrumentale Diminution) (2'11'') | Ensemble Phoenix Munich |
Orlando di Lasso | Susanne un jour (Chanson zu 5 Stimmen) (2'28'') | The Hilliard Ensemble Leitung: Paul Hillier |
Bartolome de Selma y Salaverde | Susana passegiata. Diminutionen (für Bassinstrument und Basso continuo) (7'03'') | Jérémie Papasergio (Dulzian) Angelique Mauillon (Harfe) Jean-Marc Aymes (Orgel) |
Christopher Simpson | Divisions on a ground (6'54'') | Wieland Kuijken (Viola da gamba) Konrad Junghänel (Laute) |
Alessandro Piccinini | Aria di Saravanda in varie partite (2'45'') | Nigel North (Erzlaute) |
Andrea Falconieri | Ciaccona (1'48'') | Hespèrion XXI [Hespèrion XX] |