Alltagssoundrecycling à la Antje Vowinckel: OPDOPPLING
Hat sich der Klang des öffentlichen Raums in den letzten Jahren verändert? Diese Frage führte Soundartist Antje Vowinckel zu ihrem neuen Hörstück, in dem sie unwillentliche Klangbegegnungen auf verschiedene Weise re- oder vielleicht eher: Up-cyclet.
Wer kennt es nicht: Im wuseligen Treiben des Alltags begegnen einem unfreiwillig Soundfetzen. Der Bass aus dem Auto, in das unverkennbar eine Endstufe eingebaut worden ist, gehört da eher schon zu den Klassikern. Oder die die hohen Frequenzen von Schlagzeugbeats, die durch die Hinterausgänge von Kopfhörern in die Ohren eigentlicher Nichthörer zischen. Neuer sind die frequenzbandarmen Popsongs, die über Smartphone-Lautsprecher abgespielt werden und durch das Vorbeigehen als an- und abschwellende Klangwolken wahrgenommen werden. Genau so wie die ad hoc Dancefloors, die von Bluetoothboxen beschallt werden und so in Parks und an Seen entstehen. Immer sind es Teile, Abschnitte, Reste, die beim zum passiven Mithören verurteilten zwar als eine Art Abfall ankommen, aber irgendwie auch bleiben.
Die Klangkünstlerin Antje Vowinckel hat eben solche Zeit- und Techgeist - Klangereignisse in ihren Soundbeutel gepackt, sie in ihr Studio und an andere Orte getragen und diese in Re- oder vielleicht eher Upcyclinganlagen verwandelt. Dort wurden die Soundfetzen von ihr aber lange nicht nur wie Samples behandelt, sondern auch transkribiert und teils selbst, teils mit einer Gruppe von Perkussionisten nachgespielt. Aus dem vormaligen Klangabfall sind so neue Klänge und unerwartete Strukturen entstanden.
Moderation: Ilka Geyer
Redaktion: Markus Heuger