Vor oder zurück? „Cowboy Carter“ – Beyoncés Kein-Country-Album

Beyoncé hat schon wieder Rekorde gebrochen. Mit „Cowboy Carter“ veröffentlicht sie ihr achtes Nummer-Eins-Album in den USA. Um Country geht es darauf nur am Rande, dafür weist sie zwischen Stepptanz, Gospel und Trap sowohl nach vorn als auch zurück.

Wenn Mega-Star Beyoncé ein neues Album herausbringt, dann steht die Welt kurz still. Jedes Medium, ob Musik- oder nicht, muss etwas dazu sagen, findet versteckte Hinweise (so genannte „Easter Eggs“, was dieses Mal gleich doppelt passte, da das Album am Osterwochenende herauskam) und geheime „Symbolik“ (CNN), serviert uns je nach Publikum wahlweise einen „Crash-Kurs“ (Fluter) oder einen „Deep Dive“ (CBC).

27 Songs versammelt es schlussendlich, von Trap, über Stepptanz-Gospel und HipHop, bis Jersey Club – Country scheint sich mehr wie ein roter Faden durch den Randbereich der Referenzen zu ziehen – eine Länge, die nur durch die epische Spieldauer des neuen Taylor-Swift-Albums mit 31 Songs zwei Wochen später übertroffen wurde. Auch hier stehen alle anderen Räder der Pop-Welt still. Behauptet zumindest Drake.

Wer das für den State-of-the-art-Country hält, hat nichts verstanden, sagt Bernd Begemann. Der deutsche Gitarrist und Sänger veröffentlicht genau so lange Musik wie Beyoncé und meint: „Die Art, wie viele dieser Superstars ihre Songschreiber ausbeuten, ist furchtbar.“

Die (rassistische) Geschichte der Country-Musik haben wir schon knapp zwei Monaten abgedeckt – heute geht es nur ein klein wenig um Aneignung und Re-Aneignung, sondern wir nehmen uns Zeit, das Album zu hören, Reaktionen und Bezugnahmen auszuwerten und entschlüsseln moderne Songwriting-Mythen.