Zum 220. Geburtstag von Eduard Mörike am 08.09.2024

"Mozart auf der Reise nach Prag" von Eduard Mörike

Stand: 24.07.2024, 18:48 Uhr

Mit "Mozart auf der Reise nach Prag" hat Eduard Mörike die wohl berühmteste Künstlernovelle des 19. Jahrhunderts geschrieben. Sie verhalf dem Lyriker zu seinem Durchbruch als Prosa-Schriftsteller.

Im Jahr 1824 besuchte der 19jährige Eduard Mörike zusammen mit seinem jüngeren Bruder August eine Vorstellung des "Don Giovanni". Nur wenige Tage später starb August unerwartet. Seither hatte diese Oper von Wolfgang Amadeus Mozart für Eduard Mörike eine besondere Bedeutung. Die Idee, eine Erzählung über den verehrten Komponisten mit "Don Giovanni" im Mittelpunkt zu schreiben, setzte er jedoch erst gut 30 Jahre später um, zum 100.Geburtstag Mozarts.

"Sie ist im Ganzen heiter, der Stoff dazu erfunden, doch der Mensch, wie ich hoffe, wahr": So beschrieb Eduard Mörike seine Novelle, bei der er eine frei erfundene Begebenheit in ein reales Ereignis aus dem Leben von Wolfgang Amadeus Mozart einbettete: die Reise des Ehepaars Mozart von Wien nach Prag zur Uraufführung des "Don Giovanni" im Herbst 1787. In Mörikes Erzählung spaziert Mozart während einer Rast auf dieser Reise durch einen Schlossgarten, pflückt gedankenverloren eine Pomeranze und wird dabei vom Gärtner ertappt. Das hat ungeahnte Folgen und führt schließlich dazu, dass die Mozarts zu einer Verlobungsfeier auf dem Schloss eingeladen werden. Die eigentliche Handlung der Novelle umfasst einen Zeitraum von nur etwa 24 Stunden, doch die Unterhaltungen während des Festes bieten Mörike die Möglichkeit, weitere Stationen aus Mozarts Leben aufzugreifen, und in Erzählungen, Rückblicken und Vorausahnungen ein vielschichtiges Porträt des Komponisten zu zeichnen. Mit der kunstvoll verschachtelten Struktur seiner Novelle hat Mörike Merkmale der modernen Literatur vorweggenommen.

Produktion: BR 2015/WDR 2024
Sprecher: Gert Heidenreich
Bearbeitung: Uta Reitz
Redaktion: Stefanie Laaser