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Ein Schwarz Weiß Porträt der verstorbenen Schriftstellerin Helena Adler.

"Miserere" von Helena Adler

Stand: 08.10.2024, 11:32 Uhr

Im Januar 2024 ist die österreichische Schriftstellerin Helena Adler im Alter von nur 40 Jahren gestorben. Mit ihrem Roman "Die Infantin trägt den Scheitel links" war sie 2020 einem breiten Publikum bekannt geworden. Nun ist posthum der Band "Miserere" mit drei Texten von Helena Adler erschienen.

Ausstrahlung:
WDR 3 Lesung am 2. November 2024, 16.04 bis 17.00 Uhr.

"Miserere" von Helena Adler

WDR 3 Lesung 02.11.2024 54:20 Min. Verfügbar bis 01.02.2025 WDR 3


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Dass sie die Kunst der Österreich-Beschimpfung in der Tradition von Thomas Bernhard und Elfriede Jelinek beherrschte und fortführte wie keine andere Autorin ihrer Generation, hat Helena Adler in den drei Romanen gezeigt, die zu Lebzeiten von ihr erschienen sind. Wenn sie mit gnadenlos bösem Witz Spießertum und Chauvinismus in der alpenländischen Provinz entlarvte, wusste sie, wovon sie sprach: 1983 in Oberndorf bei Salzburg geboren, war sie auf dem Land aufgewachsen und lebte auch nach dem literarischen Durchbruch bis zu ihrem Tod mit Mann und Kind im Nachbarort ihres Heimatdorfs.

Auch in der Geschichte "Ein guter Lapp im Unterjoch" aus dem nun veröffentlichten Band "Miserere" hat Adler das scheinbare Idyll einer Dorfgemeinde mit sprachlicher Wucht zerlegt: Der Maurer Josef gilt zwar als Sonderling, führt jedoch ein angepasstes Leben und kommt regelmäßig seiner Verpflichtung als Hochzeitslader nach, weil das in seiner Familie so Tradition ist. Als er aber erfährt, dass er einen Gehirntumor hat, fasst er "den Entschluss, dass es an der Zeit ist, nicht mehr innezuhalten": Das korrupte und machohafte Gebaren des Bürgermeisters und die unguten Verflechtungen in der Gemeinde will Josef nicht länger hinnehmen und schmiedet einen Plan der Vernichtung.

Einen ganz anderen Schwerpunkt wählte Helena Adler für den Text "Miserere Melancholia", der ebenso wie die Geschichte vom "guten Lapp" zwischen November 2022 und April 2023 entstanden ist. Kampflustig setzt sie sich hier mit ihrer sie seit Jahren begleitenden Depression auseinander, die sie als artverwandt mit der Trägheit begreift, der siebten Todsünde im christlichen Glauben. Adler personalisiert ihre Schwermut als Gnom, der wie ein äußerst wortgewandter Parasit in ihrem Körper zu existieren scheint und mit dem sie sich heftige Zwiegespräche liefert.

Helena Adler hat diesen Text beim Bachmann-Wettbewerb 2023 in Klagenfurt eingereicht, an dem sie dann aufgrund der Diagnose eines Gehirntumors nicht mehr teilnehmen konnte.

Produktion: WDR 2024
Sprecherin: Kerstin Baldauf
Bearbeitung: Uta Reitz
Redaktion: Stefanie Laaser

Literaturangabe
Helena Adler: Miserere
Jung und Jung Verlag
Gebunden, 80 Seiten, 16 Euro