Sommerreihe: Frauen mit Vergangenheit
Zarah Leanders Stimme verzaubert noch immer. Elly Ney gilt bis heute als außergewöhnliche Beethoven-Interpretin und Walde Huth als wichtigste deutsche Modefotografin. Alle drei spielten im Dritten Reich ihre Rollen als gefragte Künstlerinnen. Wie haben sie sich in der NS-Zeit verhalten? Wie sehen wir sie heute?
Von Jutta Jakobi, Axel Fuhrmann, Simone Hamm
Kluge Frauen sagen nur: „Vielleicht“ - Die Akte Zarah Leander
Zarah Leander sang für die Deutschen und sorgte für die gute Laune, die Goebbels als wichtigste Waffe im Krieg bezeichnete. Dafür fiel sie in ihrem Heimatland Schweden in Ungnade. Kann es sein, dass sie in Wahrheit für Russland spionierte?
In ihrer Heimat galt Zarah Leander als Kollaborateurin der Nazis. Doch könnte das nur die halbe Wahrheit sein. Sie sang für die Deutschen – und spionierte für Russland, behauptet der russische Publizist Arkadi Waksberg. Tonbandprotokolle aus Moskauer Geheimarchiven scheinen das alte Gerücht zu bestätigen: Unter dem Decknamen „Rose-Marie“ soll Zarah dem sowjetischen Geheimdienst Informationen geliefert haben. Kann das sein? In ihrem Feature begibt sich Jutta Jakobi auf Spurensuche quer durch Schweden und trifft Zarah Leanders Sekretärin und den damaligen Spionageabwehrchef bei der schwedischen Sicherheitspolizei.
Ausstrahlung am Samstag, den 1. Juli 2023 um 12.04 Uhr
Wiederholung am Sonntag, den 2. Juli 2023 um 15.04 Uhr
Von Jutta Jakobi
Produktion: DLF 2008
Redaktion im WDR: Adrian Winkler/Johanna Tirnthal
Elly Ney und ihr Chauffeur - Tonbandprotokolle aus der Limousine
Elly Ney gilt als umstrittenste Pianistin des zwanzigsten Jahrhunderts. Von den einen wird sie als „Hohe Priesterin Beethovens“ verehrt. Für die anderen ist sie „Hitlers Pianistin“. Ihr Chauffeur hat die Gespräche im Auto mit ihr auf Tonband festgehalten.
Vom Publikum wurde Elly Ney als größte Beethoven-Interpretin ihrer Zeit bejubelt. Doch war sie zugleich - wie Leni Riefenstahl oder Winifred Wagner – eine willige Helferin und Profiteurin des Hitler-Regimes. Fritjof von Bodungen war der Chauffeur und Vertraute Elly Neys. Er begleitete sie auf ihren Konzerttourneen bis zu ihrem Tod 1968 und verbrachte mehr Zeit mit der Pianistin als ihre engsten Verwandten. In seinem Haus am Starnberger See hütet er einen besonderen Schatz: Tonband-Aufnahmen, in denen Elly Ney mit ihm über Künstlerisches und Privates spricht. Mit dem Mikrofon am Rückspiegel und dem Aufnahmegerät auf dem Rücksitz gelangen dem Chauffeur Tonbandprotokolle von erstaunlicher Direktheit und Ehrlichkeit.
Ausstrahlung am Samstag, den 8. Juli 2023 um 12.04 Uhr
Wiederholung am Sonntag, den 9. Juli 2023 um 15.04 Uhr
Von Axel Fuhrmann
Produktion: BR 2015
Redaktion im WDR: Adrian Winkler/Johanna Tirnthal
Walde Huth - Die Dichterin mit der Kamera
Walde Huth war eine der wichtigsten Modefotografinnen der Nachkriegszeit – sie machte Karriere in Paris. Im Dritten Reich arbeitete sie bei Agfa und fotografierte für die Nazis. Kurz vor ihrem Tod blickt sie zurück auf ihr Leben.
Walde Huth war die erste Modefotografin, die die Models aus den Studios auf die Straße holte. Vor dem Eiffelturm und am Pariser Pont Neuf fotografierte Walde Huth in den 1950er-Jahren Haute Couture. Ihr Studium der Angewandten Kunst in Weimar hatte sie 1943 beendet, danach arbeitete sie für die Agfa an frühen Farbfilmen. Sie entwickelte unter anderem zwei Filme mit Aufnahmen aus dem privaten Umfeld Hitlers.
In den 1960er-Jahren gründet sie mit ihrem Mann, dem Architekturfotografen Karl Hugo Schmölz, ein erfolgreiches Studio für Werbung und Public Relations in Köln. Nach dem Tod ihres Mannes will sie nur noch künstlerisch arbeiten. Zuletzt lebt sie völlig zurückgezogen und verarmt in ihrem Atelier in Köln-Marienburg. Dort hat Simone Hamm sie besucht.
Ausstrahlung am Samstag, den 15. Juli 2023 um 12.04 Uhr
Wiederholung am Sonntag, den 16. Juli 2023 um 15.04 Uhr
Von Simone Hamm
Produktion: Deutschlandfunk 2014
Redaktion im WDR: Adrian Winkler/Johanna Tirnthal