Eine schwere Krise plagte den sensiblen Sergej Rachmaninow nach dem Misserfolg seiner ersten Sinfonie – er litt an Selbstzweifeln und Depressionen und konnte fast vier Jahre keine Note mehr zu Papier bringen. Erst die Behandlung durch den Nervenarzt Dr. Nikolai Dahl brachte Abhilfe. Dahl war ein großer Musikliebhaber und eine Koryphäe auf dem Gebiet der Psychoanalyse. Mittels Hypnose suggerierte er seinem Patienten, dass er ein neues Klavierkonzert schreiben werde: "Sie werden mit spielerischer Leichtigkeit arbeiten…das Konzert wird von herausragender Qualität sein."
Rachmaninow berichtet, dass der Arzt immer wieder dieselben Worte sprach und schon kurze Zeit darauf, im Sommer 1900, begann er sein Klavierkonzert zu schreiben, das er aus Dankbarkeit dem Arzt widmete. Zuerst entstanden der zweite und dritte Satz, dann der erste. Die Uraufführung des Konzerts fand im Oktober 1901 in Moskau mit dem Komponisten am Klavier statt. Das zweite Klavierkonzert brachte ihm den internationalen Durchbruch.
Mit acht Akkorden beginnt das Werk, Glockenklänge aus weiter Ferne, die immer intensiver erklingen, bevor nach einer kurzen Überleitung das Orchester mit dem ersten, schwelgerischen Thema einsetzt. Charakteristisch für das zweite Klavierkonzert sind die vielen eingängigen Melodien und ein höchst anspruchsvoller, virtuoser Klavierpart.
Auch der in Moskau geborene, israelische Pianist Boris Giltburg schwärmt von der Emotionalität dieses Konzerts, das ihn noch stärker ergreift und bewegt als die anderen beiden Klavierkonzerte Rachmaninows. Boris Giltburg betont in seiner Werkbetrachtung auch die Schwierigkeiten des Konzerts, die nicht nur technischer Art sind, sondern genauso in der Klangbalance zwischen Orchester und Solist bestehen.
Eine Collage von Eva Küllmer
Redaktion: Eva Küllmer
CD-Tipp
Sergej Rachmaninow: Klavierkonzert Nr.2
Boris Giltburg (Klavier)
Royal Scottish National Orchestra
Carlos Miguel Prieto (Leitung)
Label: Naxos
Bestellnummer: 8.573629