In den Kartagen wird in den Kirchen an das Leiden und Sterben Jesu erinnert. Die Leidensgeschichte, die Passion, so wie sie die vier Evangelien berichten, hat ihren festen Platz in der Liturgie - seit vielen Jahrhunderten. Beliebt waren seit der Barockzeit Vertonungen der Passionen, deren Höhepunkt die Werke Bachs sind: seine Matthäus- und Johannes-Passion.
Während die Matthäus-Passion eher meditativ das Geschehen bedenkt, ist Bachs Johannes-Passion dem Text entsprechend kraftvoll und dramatisch erzählt. Mit barock-pietistischer Dichtung in Verbindung mit dem lutherisch-kantigen Übersetzung des Evangelien-Textes wird von der Gefangennahme, der Verurteilung, Geißelung und Kreuzigung Jesu berichtet. Neben dem erzählenden Evangelisten kommt auch dem Chor eine wichtige Rolle zu: Er greift einerseits in den sogenannten Turba-Chören als handelnde Menschenschar in das Geschehen ein und reflektiert andererseits das Geschehen als gläubige Gemeinde in den Chorälen.
Gleich viermal hat Bach die Johannespassion selbst in Leipzig aufgeführt - eher ungewöhnlich in einer Zeit, in der jedes Jahr etwas Neues zu hören sein sollte. Aber vielleicht ist das ja gerade die Stärke dieser Passion: Sie ist ein Werk, das bei jedem Hören erneut aufhorchen und neue Details entdecken lässt. 1724 hat er sie am Karfreitag in Leipzig uraufgeführt. Anschließend arbeitete er sie noch dreimal um.
Der Leiter des Leipziger Bacharchivs, Musikwissenschaftler und Bachforscher Dr. Peter Wollny und der Tenor Martin Petzold, der bereits als junger Thomaner vor 50 Jahren die Johannespassion in der Leipziger Thomaskirche mitsang, berichten von ihren Erlebnissen und ihren Sichtweisen rund um Bachs großartiges Passionsoratorium.
Eine Collage von Andreas Pehl
Redaktion: Eva Küllmer