Es ist nicht die vierte Sinfonie Beethovens, die dem Musikliebhaber einfällt, wenn er an das sinfonische Schaffen des Komponisten denkt. Zwischen der dritten, der "Eroica" und der fünften, der "Schicksalssinfonie", scheint die vierte beinahe unterzugehen. Sie trägt weder einen Beinamen, noch ranken sich historische oder biographische Mythen um sie. Auch Pathos oder der programmatische Tiefgang anderer Werke des Komponisten fehlt der Sinfonie in B-Dur. So wundert es nicht, dass sie, zusammen mit seiner achten Sinfonie, ein Schattendasein führt. Bereits Richard Wagner degradierte sie als "kalte Musik".
Doch wer das Besondere sucht, der entdeckt Beethovens ausgelassene und fröhliche Seite. Musikalische Spielfreude zeichnet das Werk aus. Der landläufig als grimmig gezeichnete Komponist lässt sich in dieser Sinfonie sogar zu musikalischen Scherzen verleiten. Gewidmet ist sie dem Grafen Franz von Oppersdorff.
Vielleicht ist es die Liebe zu Josephine Brunsvik, die Ludwig van Beethoven 1806 in Wien zu dieser helleren Sinfonie bewegt. Es entsteht ein Werk, das die Leichtigkeit klassischer Sinfonien mit den motivischen und rhythmischen Ideen Beethovens vereint. Robert Schumann verglich sie mit "einer griechisch schlanken Maid".
Ebenso angetan war das Publikum bei der ersten öffentlichen Aufführung am 15. November 1807 im Wiener Burgtheater. Denn der Klang dieses Werkes entsprach eher dem Zeitgeist als die modernen Kompositionen Beethovens. So lässt sich ein Berichterstatter der Allgemeinen Leipziger Zeitung 1811 zu der Empfehlung hinreißen: "Man konnte sich schwerlich des Wünschens enthalten: möchte es doch dem geistreichen, verehrten Meister möglich, möchte er geneigt seyn, auf diesem Wege weiter, und, wie er es jetzt allerdings vermöchte, höher zu wandeln!"
An Beethovens vierter Sinfonie begeistern den Dirigenten David Marlow die kleinen musikalischen Finessen, die Spielfreude gepaart mit raffinierten Wendungen und hier und da einem musikalischen Augenzwinkern.
Eine Collage von Matthias Sakowski
Redaktion: Eva Küllmer