WDR 3 Werkbetrachtung: Ludwig van Beethovens dritte Sinfonie "Eroica"
Neu und revolutionär ist diese dritte Sinfonie von Ludwig van Beethoven, der einer Fülle von Gedanken Ausdruck verleihen wollte. Der Dirigent David Marlow erklärt, wie Beethoven radikale musikalische Ideen und geläuterten Idealismus musikalisch vereint.
Als Beethovens "Eroica" am 7. April 1805 zum ersten Mal öffentlich präsentiert wurde, war der Zuspruch des Publikums gering. Die Kritiker begeisterte eher die Sinfonie in Es-Dur op. 33 des österreichischen Komponisten Anton Eberl, die im gleichen Konzert gespielt wurde. Heute ist es umgekehrt. Beethovens dritte Sinfonie gilt als Schlüsselwerk des 19. Jahrhundert und Meilenstein in der Gattungsentwicklung der Sinfonie.
Beethoven ließ sich von den Idealen der französischen Revolution zu der Komposition inspirieren und verehrte Napoleon Bonaparte. Ferdinand Ries, Schüler Beethovens, beschrieb den Einfluss des Franzosen auf die Entstehung der Sinfonie 1838 in seinen Erinnerungen: "Bei dieser Symphonie hatte Beethoven sich Buonaparte gedacht, aber diesen, als er noch erster Consul war. Beethoven schätzte ihn damals außerordentlich hoch, und verglich ihn den größten römischen Consuln." Ausdruck findet diese Bewunderung in Beethovens Sinfonie durch die Prometheus-Figur. Die musikalischen Anlehnungen an seine bereits 1801 komponierte Ballettmusik "Die Geschöpfe des Prometheus" op. 43 sind im vierten Satz unüberhörbar.
Doch die Begeisterung des Komponisten für den französischen Konsul hielt nicht lange. Am 2. Dezember 1804 krönt sich Napoleon zum Kaiser, und Ferdinand Ries erinnert sich: "Ich war der erste, der ihm die Nachricht brachte [...], worauf er in Wuth gerieth und ausrief: "Ist der auch nichts anderes, wie ein gewöhnlicher Mensch! Nun wird er auch alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize fröhnen; er wird sich nun höher, wie alle Anderen stellen, ein Tyrann werden!" Beethoven ging an den Tisch, faßte das Titelblatt oben an, riß es ganz durch und warf es auf die Erde."
Der Dirigent David Marlow zeigt in einer WDR 3 Werkbetrachtung wie Beethoven Freude und Entsetzen über Napoleon in seiner dritten Sinfonie in Es-Dur op 55 verbindet und was dieses Werk zu einem der revolutionärsten der Musikgeschichte macht.
Eine Collage von Matthias Sakowski
Redaktion: Eva Küllmer