WDR 3 Werkbetrachtung: Heinrich Schütz' "Symphoniae Sacrae"
Den dritten Teil seiner "Symphoniae Sacrae" veröffentlichte Heinrich Schütz im Jahr 1650. Das an Facetten ungeheuer reiche Werk mit 21 geistlichen Konzerten ist die Bilanz eines ganzen Künstlerlebens. Musikwissenschaftler Oliver Geisler erklärt es.
So etwas hatte man seit Jahrzehnten nicht mehr gehört: Diese Opulenz im Klang, diese Vehemenz des Ausdrucks, diese Vielfalt an musikalischen Einfällen! Heinrich Schütz’ "Symphoniae Sacrae III" ist ein Dokument des grausamen Dreißigjährigen Krieges, der erst 1648 zu Ende gegangen war. In der Widmung an Kurfürst Johann Georg II. spricht der Komponist von den "langwierigen dreyssig Jährigen Kriegsläufften", die er "in frischen Andencken" habe. Im dritten Teil der "Symphoniae Sacrae" spiegelt sich diese Zeit: In den flehentlichen Ruf nach Gott, im militärischen Ton der Zinken, in der tiefsten Verzweiflung, aber auch in großer Zuversicht und dem Lob Gottes.
Schütz breitet eine einzigartige Palette an musikalischen Textausdeutungen aus. Wenn in der Vorlage von Bergen die Rede ist, erstrecken sich wahre Hügel von Noten auf dem Papier. Auch die beschützende Hand Gottes findet sich zum Beispiel in einer Notenfigur bildlich in der Partitur wieder. Die uns heute fremden Bedeutungsebenen und die vielen spannenden Details der "Symphoniae Sacrae III", kann Oliver Geisler anschaulich erklären. "Natürlich gehört Schütz zu meinem Leben dazu", meint der Musikwissenschaftler aus Dresden. Er war Dramaturg beim Dresdener Kammerchor und hat die Schütz-Gesamteinspielung des Carus-Verlags mitkonzipiert.
Eine Collage von Markus Bruderreck
Redaktion: Eva Küllmer
CD-Tipp
Schütz: Symphoniae Sacrae III
Dresdner Barockorchester
Hans-Christoph Rademann (Leitung)
Label: Carus
Bestellnummer: 83.258