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Geigerin Patricia Kopatchinskaja

WDR 3 Werkbetrachtung: Maurice Ravels "Tzigane"

"Tzigane" von Maurice Ravel gehört zu den anspruchsvollsten Werken für Geige. Ein Stück, das nach Lagerfeuer und Heimatlosigkeit klingt, dennoch nichts mit echter Volksmusik zu tun hat, sagt die Geigerin Patricia Kopatchinskaja. Für sie ist "Tzigane" ein sinnliches Stück Selbstironie.

"Tzigane" entstand aus der Begegnung des französischen Komponisten mit der ungarischen Geigerin Jelly d’Arányi. Bis in die frühen Morgenstunden spielte sie Maurice Ravel ungarische Volksmelodien vor, die er am Klavier begleitete. Ravel war so beeindruckt von ihrem Können, dass er ihr eines der schwersten Stücke widmete, die je für Geige geschrieben wurden.

WDR 3 Werkbetrachtung: Maurice Ravels "Tzigane"

WDR 3 TonArt 20.06.2018 14:10 Min. Verfügbar bis 30.12.2099 WDR 3


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Maurice Ravel komponierte "Tzigane" ursprünglich für Geige und Lutheal. Dabei handelt es sich um einen Aufsatz für ein Klavier, der den Klang der Saiten dünner und blechern macht. Ravel soll gesagt haben: "Wenn Sie kein Lutheal zur Hand haben, dann schieben Sie einfach Papier zwischen die Saiten."

Der Klang des Lutheals imitiert das ungarische Cimbalon, ein Hackbrett, das mit zwei Schlegeln gespielt wird und vor allem in der Volksmusik des Balkans vorkommt. Doch obwohl Ravels Komposition den Namen "Tzigane", also "Zigeuner" oder "zigeunerisch" trägt, verwendet er keine Volksmelodien aus dieser Region. Ravel knüpft stattdessen an ein Klischee an, das schon Franz Liszt in seinen "Ungarischen Rhapsodien" oder Johannes Brahms in seinen "Ungarischen Tänzen" geschaffen haben. Es ist die Sehnsucht eines krisengeschüttelten Europas nach Exotik und Ursprünglichkeit.

Die Geigerin Patricia Kopatchinskaja ist mit der echten Musik Osteuropas aufgewachsen. Ihre Eltern waren bekannte Volksmusiker, die durch die ganze Sowjetunion reisten und Volksmusik aufführten. Gemeinsam mit ihrem Vater hat sie das Stück vor vielen Jahren schon einmal mit Cimbalon aufgenommen – um dem Klang Osteuropas so nahe wie möglich zu kommen.

Eine Collage von Niklas Rudolph

Redaktion: Eva Küllmer

CD-Tipp

Deux
Künstler: Patricia Kopatchinskaja (Violine), Polina Leschenko (Klavier)
Komponisten: Francis Poulenc, Béla Bartok, Maurice Ravel, Ernst von Dohnányi
Label: Alpha