WDR 3 Werkbetrachtung: Felix Mendelssohns Ouvertüre "Ruy Blas"
Felix Mendelssohn Bartholdy fand Victor Hugos Schauspiel "Ruy Blas" "abscheulich". So wollte er zunächst keine Schauspielmusik dazu schreiben, doch dann weckten die Auftraggeber seinen Ehrgeiz. David Marlow erläutert Mendelssohns wirkungsvolle Ouvertüre.
Felix Mendelssohns Ouvertüren sind heute beim Konzertpublikum sehr beliebt. "Ein Sommernachtstraum", "Die Hebriden" und "Meeresstille und glückliche Fahrt" zählen zu den bekanntesten Werken des Komponisten. 1839 schreibt er beinahe über Nacht eine weitere Ouvertüre, die am 11. März 1839 uraufgeführt wird. Die literarische Vorlage des Werkes lehnt er jedoch zutiefst ab. In einem Brief an seine Mutter erklärt er: "Ich las das Stück, das so ganz abscheulich und unter jeder Würde ist, wie man's gar nicht glauben kann, und sagte, zu einer Ouvertüre hätte ich keine Zeit und componirte ihnen die Romanze."
Doch damit stellen sich die Auftraggeber nicht zufrieden. Um neben der Romanze eine Ouvertüre zu bekommen, sprechen sie beim Komponisten vor. Geschickt äußern sie ihr Verständnis, dass Mendelssohn in so kurzer Zeit keine Ouvertüre hätte schreiben können. Der möchte diese Behauptung nicht auf sich sitzen lassen, und beginnt sofort zu arbeiten: "Ich überlegte mir Abends die Sache, fing meine Partitur an – Mittwoch war den ganzen Morgen Concertprobe, – Donnerstag Concert, aber dennoch war Freitag früh die Ouvertüre beim Abschreiber, wurde Montag erst im Concertsaal dreimal, – dann einmal im Theater probirt, Abends zu dem infamen Stück gespielt und hat mir einen so grossen Spass gemacht, wie nicht bald eine von meinen Sachen."
Der Dirigent David Marlow kann Felix Mendelssohns "grossen Spass" an der Ouvertüre verstehen und sieht das Konzertstück als eine Art "kleines Juwel". In einer WDR 3 Werkbetrachtung zeigt er, wie Mendelssohn sein Werk konstruiert hat und durch welche musikalischen Raffinessen die Ouvertüre zum Schauspiel "Ruy Blas" seine mitreißende Wirkung entfaltet.
Eine Collage von Matthias Sakowski
Redaktion: Eva Küllmer