WDR 3 Werkbetrachtung: Johann Jacob Frobergers Cembalomusik
Er schrieb fast ausschließlich für Tasteninstrumente. Doch nicht nur deshalb vergleicht der Cembalist Siegbert Rampe den Komponisten Johann Jacob Froberger mit Frédéric Chopin. Der Herausgeber der Froberger-Gesamtausgabe erläutert dessen Werke, die häufig erzählerische Titel tragen.
Von Christian Möller
Er war "un homme très rare sur les espinettes", ein Mann, dessen Spiel auf dem Cembalo Seltenheitswert besaß. So bescheinigt es Johann Jacob Froberger (1616-1667) William Swann, Gesandter des Prinzen von Oranien. Das galt auch für Frobergers Werke. Der Komponist und Gelehrte Johann Mattheson schrieb über ihn: "Es hat der berühmte Joh. Jac. Froberger, Kaiser Ferdinand III. Hoforganist, auf dem bloßen Clavier gantze Geschichten mit Abmahlung der dabey gegenwärtig-gewesenen Personen, samt ihren Gemüths-Eigenschaften gar wol vorzustellen gewusst."
Vor Augen hatte er dabei unter anderem eine lange verschollene Suite, deren erster Satz den Titel trägt "Allemande, faite en passant le Rhin, dans un barque, en grand péril", ein Stück, so Mattheson, "worin die Ueberfahrt des Grafen von Thurn und die Gefahr, so sie auf dem Rhein ausgestanden (…) ziemlich deutlich vor Augen und Ohren geleget" werde.
Diese Allemande ist nicht das einzige Werk, durch das Froberger heute als einer der ersten Komponisten, vielleicht sogar als Erfinder von Programm-Musik gilt. Es sind Stücke, in denen er auf Ereignisse in seinem bewegten Leben Bezug nimmt, das ihn auf Reisen durch ganz Europa führte. In London, wo er sich als Bälgetreter anderer Organisten verdingen musste, nachdem er zuvor auf der Fahrt auf dem Ärmelkanal ausgeraubt wurde. In Paris, wo sein Freund, der Lautenist Charles Fleury de Blanchrocher, nach einer durchzechten Nacht die Treppe hinunterstürzt und kurz darauf stirbt.
Ihre nachhaltige Wirkung hat Frobergers Tastenmusik aber vermutlich nicht nur wegen solcher Tonmalereien, die oft sehr subtil und zurückhaltend daherkommen. Sondern wegen des melancholischen Charakters seiner Werke, in denen er "ausdrücken wollte, was ihn innerlich bewegte. Was damals etwas völlig Neues war.", so Siegbert Rampe. Für ihn ist Froberger deshalb "ein Frühromantiker in der Mitte des 17. Jahrhunderts".
Redaktion: Eva Küllmer
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