Nach dem WM-Aus: Katerstimmung und Kassensturz

Stand: 28.06.2018, 12:00 Uhr

  • Nach WM-Aus: Verluste beim Public Viewing
  • In Recklinghausen geht das Rudelgucken weiter
  • Münsteraner Hafenarena lädt noch einmal zum Finale

Von Katja Goebel

Mit einer Fußballweltmeisterschaft steht nicht nur für Kicker viel auf dem Spiel. Auch viele Public-Viewing-Veranstalter können einpacken, wenn die deutsche Mannschaft vorzeitig gehen muss. Ist die Elf erst mal ausgeschieden, bleibt auch der Großteil der Gäste weg. Und jetzt?

"Dann jubeln eben die anderen"

Public Viewing auf dem Rathausplatz in Recklinghausen

Public Viewing in Recklinghausen

Für das größte NRW-Public-Viewing auf dem Rathausplatz in Recklinghausen geht es auch nach dem WM-Aus der Deutschen weiter. "Das tut weh, aber das wirft uns nicht um", bilanziert Veranstalter Marius Ebel. Über 6.000 Zuschauer waren jeweils zu den Deutschlandspielen gekommen. Ab jetzt wird mit 1.500 Besuchern gerechnet.

"Unsere Gäste kommen aus allen Ländern und die Schönwetterperiode hilft uns beim Wundenlecken." Zahlen zu möglichen Verlusten will Ebel nicht nennen, aber in Recklinghausen hat das Rudelgucken seit 2006 Tradition. "Und es geht auch bei den nächsten Europa- und Weltmeisterschaften weiter."

"Finale ist Ehrensache"

In der Münsteraner Hafenarena wurden zwar nur die deutschen Spiele übertragen, aber dort bleibt die Leinwand noch bis zum 15. Juli hängen. "Dann zeigen wir das Finale, das ist Ehrensache", so Veranstalter Christian Wasmuth. 1.700 Besucher hatten dort das letzte Spiel gesehen. Das frühe Aus sei "traurig", aber das sei eben Sport. "Mit Spielen anderer Mannschaften kann man kein Geld verdienen, da sind die Veranstalter froh, wenn sie eine schwarze Null schreiben." Zur EM in zwei Jahren wollen die Münsteraner wieder am Start sein.

Zwiebeltürme werden eingepackt

Auf dem Roten Platz in Essen werden die Zwiebeltürme eingepackt. Auf dem ehemaligen Speditionsgelände, das zwei Wochen lang Fanmeile war, wurden nur Spiele mit deutscher Beteiligung übertragen. Damit ist jetzt Schluss. 3.000 Besucher kamen pro Spiel. Das Aus sei schmerzlich, auch in finanzieller Hinsicht. "Ob wir zur nächsten EM nochmal dabei sind, müssen wir sehen. Die Location gibt es dann jedenfalls nicht mehr. Vielleicht überlegen wir uns etwas anderes", so Veranstalter Thomas Siepmann.

Bierabsatz steigt mit Topspielen

Bierbrauer hatten sich vor der WM die Hände gerieben. Kamen sonst gutes Wetter und Topspiele der Deutschen zusammen, stieg der Umsatz auch schon mal um fünf Prozent, wie Marc-Oliver Huhnholz vom Deutschen Brauerbund bestätigt. Die Bierbranche rechnet nun nach einer Unternehmensschätzung damit, dass ihr 40 Millionen Euro an möglichem Mehrumsatz durch die Lappen gehen.

Für die Gastwirte in NRW richtet das WM-Aus ebenfalls wirtschaftlichen Schaden an. "Die reinen Fußballfans, die nur wegen der Übertragung in Kneipen kommen und dort konsumieren, kommen nun nicht mehr", sagte Thorsten Hellwig, NRW-Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). "Der Frust sind schon ziemlich groß."