Der Gebetsraum füllt sich in der Ditib-Merkez-Moschee. Muslime kommen zum Mittagsgebet. Vorne singt der Imam. Um ihn herum knien Männer und beten. Die Frauen sind in einem eigenen Raum, in den das Gebet des Imams übertragen wird.
Am Ende des großen Raums sitzen mehrere Personen an der Wand und schauen den Betenden zu. Sie sind zu Besuch und wollen die Moschee an der Ernst-Rein-Straße in Bielefeld und ihre Gemeinde kennenlernen.
Das Herz der muslimischen Community
Die Gastgebenden bezeichnen die Moschee als Herz der muslimischen Community. Der 3. Oktober ist Tag der deutschen Einheit und seit 28 Jahren auch Tag der offenen Moschee in Deutschland.
Die Merkez-Moschee in der Ernst-Rein-Straße in Bielefeld öffnet die Türen.
Auch die Ditib-Merkez-Moschee in Bielefeld öffnet ihre Türen - wobei die eigentlich ohnehin immer offen seien, für alle Interessierten. Ziel ist ein interreligiöser Austausch, der in Hinblick auf die Weltpolitik und den Nahost-Konflikt, laut Veranstaltern, enorm wichtig sei.
Austausch auf Augenhöhe
Mehr und mehr Gäste betreten die Moschee. Emine Oguz, stellvertretende Gemeindevorsitzende und Mitglied im Bündnis Islamischer Gemeinden in Bielefeld, begrüßt viele Gäste an der Tür persönlich. "Wir als Muslime müssen aktiv auf die Menschen zugehen", sagt sie.
Oguz sieht die Veranstaltung als guten Anlass, sich nach außen zu präsentieren und zu zeigen, was es mit dem Gebäude an der Ernst-Rein-Straße auf sich habe, vor dem freitags immer so viele Muslime stehen.
Emine Oguz begrüßt die Gäste in der Merkez-Moschee.
"Einige Personen haben Berührungsängste oder auch Vorurteile", meint Emine Oguz. Der antimuslimische Rassismus habe sich nach ihrer Wahrnehmung in den letzten Jahren verstärkt - auch aufgrund der Konflikte im Nahen Osten.
"Unser Gebetsruf 'Allahu akbar' wird instrumentalisiert, Mädchen mit Kopftuch werden beleidigt und auch die Flüchtlingsdebatte ist ein Thema", so Emine Oguz. Deswegen sei es wichtig, miteinander zu reden und sich auf Augenhöhe zu begegnen. "Man muss nicht einer Meinung sein, aber es ist wichtig, ins Gespräch zu kommen", so die stellvertretende Gemeindevorsitzende.
Großes Interesse von unterschiedlichsten Menschen
Mittlerweile ist der große Gebetsraum voller Menschen, die in Socken auf dem blaugemusterten Teppichboden sitzen und sich umschauen. Es sind Familien mit Kindern gekommen, junge, aber auch ältere Menschen, denen extra Stühle hingestellt werden. Zu Gast sind religiöse und nicht religiöse Menschen. Auch Muslime aus anderen Gemeinden sind da.
Viel Besuch im Gebetssaal in der Merkez-Moschee
Besuch von der jüdischen Gemeinde Herford-Detmold
Einen besonderen Gastvortrag hält Matitjahu Kellig, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Herford-Detmold. Er ist auf Einladung der muslimischen Gemeinschaft gekommen. "Hier zu sein, ist für mich persönlich sehr wichtig", so Matitjahu Kellig. "Wir haben als Menschen keine andere Chance, als miteinander zu sprechen."
Matitjahu Kellig, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde Herford-Detmold
In seinem Gastvortrag geht er auf den Konflikt im Nahen Osten ein und spricht von Respekt, Toleranz und Menschlichkeit. Er bezeichnet sich selbst als "verzweifelten Optimisten".
Nach seinem Vortrag bedanken sich die Gastgeber bei ihm und Cihad Kefili, Vorsitzende des Bündnisses Islamischer Gemeinden in Bielefeld, umarmt den jüdischen Gast: "Die Umarmung war ein menschliches Bedürfnis und symbolisiert unsere Zugehörigkeit. Allein, dass er hier ist und eine Rede gehalten hat, ist so wichtig."
Cihad Kefili, Vorsitzende des Bündnis Islamischer Gemeinden in Bielefeld
Cihad Kefili betont die Bedeutung der Veranstaltung: "Es ist wichtiger denn je, dass wir auf die Gesellschaft zugehen. Wir bieten uns zum Dialog an - auch für kritische Fragen."
Dialog unabhängig von der Religionszugehörigkeit
Johanna Jahn und Bernd Spilker haben ihren Moschee-Besuch mit einer Fahrradtour aus Löhne verbunden. "Ich war schlicht neugierig", sagt Bernd Spilker, der zum ersten Mal in einer Moschee ist.
Johanna Jahn möchte sich austauschen und ins Gespräch kommen. "Interreligiöser und interkultureller Austausch ist sehr wichtig. Frieden schaffen wir nur durch das gegenseitige Verständnis", so Johanna Jahn. "Ich glaube an Gott - an einen Gott, der für uns alle da ist und der möchte, dass sich alle in ihrer Verschiedenheit verstehen."
Johanna Jahn und Bernd Spilker aus Löhne waren vor allem neugierig.
Genau das sagt sie kurz darauf auch in einer spontanen Ansprache auf der Bühne - und erntet dafür großen Applaus.
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort