Familienunternehmen baut Recyclinghaus in Heek

Stand: 20.10.2022, 20:00 Uhr

In der Gemeinde Heek entsteht derzeit ein Mehrfamilienhaus aus altem Abrissmaterial. Das Bauprojekt ist in dieser Art deutschlandweit einmalig.

Von Daniel Winkelkotte

Der Anteil an Bau- und Abbruchabfällen in Deutschland ist enorm. Doch für Neubauten werden diese bislang kaum genutzt. Das will ein Familienunternehmen aus dem Münsterland ändern.

Die Brüder Wolfgang und Hans-Jürgen Büscher lassen in Heek ein innovatives Mehrfamilienhaus errichten. Beim Bau des Hauses werden vorwiegend spezielle Wandelemente aus Recycling-Beton verwendet. "Diese stellen wir selbst her. Das ist eine echte Innovation im Bausektor und in der Kreislaufwirtschaft. Es gibt kein vergleichbares Projekt", sagt Wolfgang Büscher.

75 Prozent Recyclinganteil

Gemeinsam mit seinem Bruder Hans-Jürgen hat er ein spezielles Verfahren entwickelt, mit dem sich Betonfertigteile mit 100 Prozent Natursteinersatz herstellen lassen. "Zugegeben werden müssen nur noch Wasser, Zement und für die jeweilige Rezeptur geforderte Zuschlagstoffe. Das gesamte Fertigteil besteht dann zu 75 Prozent aus Recycling-Materialien." Dieser hohe Anteil sei einmalig.

Bauarbeiter arbeiten an dem Rohbau des Recyclinghauses in Heek und ein Mann telefoniert.

Zurück in den Wertstoffkreislauf

Ziel der beiden Unternehmer ist es, die beim Abriss von Altbauhäusern anfallenden Bau- und Abbruchabfälle wieder in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen und so als Rohstoff zu nutzen, um natürliche Ressourcen zu schonen.

Der aufbereitete Bauschutt müsse dabei hohe Anforderungen erfüllen. Hierbei kommt es auf Kriterien wie Verarbeitungsfähigkeit, Druckfestigkeit, Haltbarkeit und auch die Oberflächenqualität an.

Vorzeigeprojekt für neue Bauweise

Ein Wertstoffhof aus der Vogelperspektive mit Baggern.

Nachhaltiges Bauen ist möglich

Galt der Einsatz von Betonfertigteilen beim Bau von Wohngebäuden bisher eher als Ausnahme, so soll nun die Verwendung von Elementen aus Recyclingbeton beweisen, dass damit "individuelles Bauen auch nachhaltig möglich ist". Das Haus in Heek soll ein "Referenzobjekt für innovative Bautechnik" werden.

Die Gebrüder Büscher investierten in den vergangenen Jahren rund eineinhalb Millionen Euro in das Projekt. Mit 250.000 Euro bezuschusste die Deutsche Bundesstiftung Umwelt die Forschungsarbeit.

"Es war ein langer und harter Weg." Wolfgang Büscher,
Bauherr und Unternehmer

Hoffnung auf den Zukunftsmarkt

Noch ist Recycling beim Bau von Wohnhäusern eine Nische, aber das werde sich in Zukunft ändern, sind sich Wolfgang und Hans-Jürgen Büscher sicher. Die rasant steigenden Rohstoffpreise am Bau könnten ihrer Idee einen neuen Schub geben.

Denn während die Baupreise in Deutschland steigen, landen noch immer große Mengen von abgerissenen Gebäuden auf Deponien. Dabei sind Rohstoffe einer der Preistreiber am Bau.

Fertigstellung am Jahresende

Ende des Jahres soll das Recyclinghaus in Heek bezugsfertig sein. Mieter gibt es bereits für das Mehrfamilienhaus mit drei Wohneinheiten und insgesamt rund 500 Quadratmetern Wohnfläche.

Über dieses Thema berichten wir am 22.10.2022 in der Lokalzeit Münsterland im WDR-Fernsehen.