Mia hat Schmerzen. Die Vierjährige sitzt mit ihrer Mutter in der Notaufnahme der DRK-Kinderklinik Siegen. Mutter und Tochter kommen aus der Ukraine und haben in Siegen keinen Kinderarzt gefunden. Nach nur knapp 30 Minuten Wartezeit sind sie an der Reihe. "Oft beträgt die Wartezeit bei uns vier bis sechs Stunden", sagt Chefarzt Dr. Gebhard Buchal.
Stundenlanges Warten in der Notaufnahme
Im Nachbargebäude der Kinderklinik gibt es den Kinderärztlichen Notdienst. Niedergelassene Ärzte haben hier Sprechstunde wenn Kinderarztpraxen geschlossen sind. Mittwochs nachmittags, an Wochenenden und Feiertagen.
Dr. Christoph Sondermann untersucht Layal. Layals Mutter hat morgens versucht, ihren Kinderarzt telefonisch zu erreichen. "22 Mal habe ich telefoniert. Ohne Erfolg." Also hat Layals Vater seine Tochter gepackt und ist in die Arztpraxis gefahren. Da bekam er die Auskunft, dass eine Behandlung nur mit Termin möglich sei.
22 erfolglose Anrufe beim Kinderarzt
"Wir sind für Eltern und Kinder der Kinderarzt, den es oft nicht gibt", sagt Dr. Christoph Sondermann. Außerhalb des Kinderärztlichen Notdienstes arbeitet er in der eigenen Praxis in Siegen und kennt das Problem übervoller Wartezimmer.
Layal hat 41 Grad Fieber. "Ich bin nicht die Mutter, die wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt geht", sagt Layals Mutter. "Doch mein Kind ist krank und braucht einen Arzt."
"Wir müssen die elterliche Kompetenz stärken"
Mia und Layal gehören nicht zu den 70 Prozent kleiner Patientinnen und Patienten, "die wir unter Bagatellfälle verbuchen", erklärt Dr. Gebhard Buchal die tägliche Situation in der Notaufnahme. "Mir ist klar, dass Eltern sich Sorgen machen, dass Ärzte und Lösungen fehlen."
Sein Vorschlag: "Wir müssen die elterliche Kompetenz stärken. In Zeiten von Dr. Google werden Eltern panisch wo keine Panik nötig ist. Eltern müssen wieder einschätzen können, ob der Arztbesuch nötig ist oder nicht."
Unsere Quellen:
- WDR-Reporterin vor Ort
Über dieses Thema berichtet der WDR am 17.01.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit Südwestfalen.