Missbrauch: Anklage gegen ehemaligen Bielefelder Kirchenmitarbeiter
Lokalzeit OWL. 30.10.2024. 02:32 Min.. Verfügbar bis 30.10.2026. WDR. Von Peter Cohrs.
Missbrauch: Anklage gegen ehemaligen Bielefelder Kirchenmitarbeiter
Stand: 30.10.2024, 14:42 Uhr
Die Staatsanwaltschaft Bielefeld hat Anklage gegen einen früheren Kirchenmitarbeiter erhoben. Es geht um sexualisierte Gewalt.
Seit drei Jahren existieren die Vorwürfe gegen einen ehemaligen hauptamtlichen Kirchenmitarbeiter der evangelischen Bielefelder Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde. Jetzt erst bringt die Staatsanwaltschaft Bielefeld die Vorwürfe vor Gericht.
Die Anklage lautet auf sexuellen Missbrauch von Schutzbefohlenen, sexuellen Missbrauchs von Jugendlichen und Besitzes jugendpornographischer Schriften.
Auslöser war ein Betroffener, der Jahre nach den Übergriffen den Jugendreferenten angezeigt hatte. Der Kirchenkreis stellte den Angeklagten daraufhin frei, kündigte ihm und stellte seinerseits eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Bielefeld. Öffentlich wurde der Fall im Sommer 2021.
Nacktheit als "pädagogisches Konzept"
Die Taten sollen sich im Zeitraum 2005 bis 2011 ereignet haben. Die Betroffenen sollen laut Aussage des Amtsgerichts Bielefeld etwa fünf bis acht - damals - Jugendliche sein.
Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde in Bielefeld
Regelmäßig soll der Angeklagte die Jugendlichen eingeladen haben. Teils sollen die Anwesenden dabei nackt zusammengegessen haben. Es soll auch zu Berührungen im Intimbereich gekommen sein - bishin zu einem Gipsabdruck eines Geschlechtsorgans.
Offenbar konnte er schalten und walten wie er wollte
Fast zwanzig Jahre war der Mitarbeiter in der Gemeinde tätig. Er organisierte Jugendtreffs und Ferienfreizeiten. Im Fokus der Taten steht auch eine Sauna auf dem Gelände der Gemeinde. Die soll der Angeklagte mehrfach für die Übergriffe benutzt haben.
Offenbar konnte der Angeklagte in der Gemeinde schalten und walten wie er wollte, auch "Nacktheit" habe immer dazu gehört - gemeinsames Duschen, gegenseitige Massagen scheinbar normal. Kontrolle des "pädagogischen Konzepts" des Mitarbeiters? Fehlanzeige.
Kirchenkreis gesteht Fehler ein
Der evangelische Kirchenkreis Bielefeld hat nach dem Bekanntwerden Fehler eingestanden. Superintendent Christian Bald sagte damals dem WDR gegenüber, "dass damals nicht genug hingeschaut wurde".
Im August dieses Jahres sagte ein Betroffener anonym dem WDR gegenüber: "Die Menschen in der Gemeinde haben bei dem Schutz von Minderjährigen vor sexualisierter Gewalt versagt und tragen eine Mitverantwortung an den Missbrauchsfällen."
Unsere Quellen:
- WDR-Reporter
- Amtsgericht Bielefeld
Über dieses Thema berichtet der WDR am 30.10.2024 auch im Fernsehen in der WDR Lokalzeit OWL und im Radio auf WDR2.