Millionenschaden durch Brandstiftung: Jugendliche in Gütersloh vor Gericht Lokalzeit OWL 14.11.2023 Verfügbar bis 14.11.2025 WDR Von Köhler, Oliver Bielefeld

Millionenschaden durch Brandstiftung: Jugendliche in Gütersloh vor Gericht

Stand: 14.11.2023, 14:59 Uhr

Das Amtsgericht Gütersloh befasst sich seit heute mit einer Brandstiftung von vergangenem Februar in Rheda-Wiedenbrück. Eine Gruppe Jugendlicher im Alter von 17 bis 19 Jahren ist unter anderem wegen unterlassener Hilfeleistung angeklagt.

Von Oliver Köhler

Laut Anklage sollen insgesamt sechs Jungen im Februar 2023 in Rheda-Wiedenbrück im Laufe des Abends auf die Idee gekommen sein in eine Industriehalle einzubrechen, um dort Wertgegenstände zu stehlen.

Jugendliche sollen gezündelt haben

Die Industriehalle wurde durch das Feuer komplett zerstört | Bildquelle: Oliver Köhler

Weil sie nichts Wertvolles fanden, sollen sie einen Karton mit schnell entflammbarem Plastikgranulat ausgekippt haben. Einer der Jugendlichen habe dann das Granulat mit einem Feuerzeug angesteckt. Dadurch sei eine Stichflamme entstanden, die einer der Angeklagten mit einem Feuerlöscher zunächst erstickte.

Bis auf einen Jungen liefen die anderen weg. Er soll dann noch einmal Feuer gelegt haben. Gegen ihn wird demnächst separat verhandelt. Laut Anklage wussten die Jugendlichen, dass der mutmaßliche Brandstifter noch einmal das Granulat angesteckt hatte. Die Feuerwehr riefen sie aber nicht: "Wir hatten Panik", "wir wären am Arsch gewesen", "ich hatte Angst", "mein Handy war leer".

Brand: Jugendliche in Gütersloh vor Gericht 00:40 Min. Verfügbar bis 14.11.2025

Angeklagte geben Fehler zu

Weil der mutmaßliche Brandstifter ein Video von sich bei der Tat über einen Messenger verbreitete, konnten die Jugendlichen im Alter von 17 bis 19 Jahren ermittelt werden. Einer von ihnen ist noch Schüler, die anderen machen eine Ausbildung. Alle geben zu, am Tatort gewesen zu sein. Drei von ihnen haben gestanden, in die Halle eingestiegen zu sein. Zwei wollen damit allerdings nichts zu tun haben - das bestätigten auch die anderen drei Angeklagten.

Großeinsatz über zwei Tage

Der Schutt musste aufwändig entsorgt werden | Bildquelle: Oliver Köhler

Der Notruf erreichte die Feuerwehr Rheda-Wiedenbrück gegen 20.40 Uhr am Samstagabend, den 11. Februar 2023. Der Einsatz selbst endete erst im Laufe des Montags. Fast 48 Stunden später. Gut 400 Einsatzkräfte aus dem gesamten Kreis Gütersloh waren vor Ort.

Die Industriehalle konnte nicht mehr gerettet werden. Die Einsatzkräfte konnten aber glücklicherweise verhindern, dass die Flammen auf bewohnte Nachbarhäuser übersprangen.

Schaden wohl in zweistelliger Millionenhöhe

Der Schaden ist noch nicht genau beziffert, liegt nach Schätzung der Feuerwehr aber im zweistelligen Millionenbereich. Mit eingerechnet sind auch die Umweltschutzmaßnahmen. So wurde das gesamte Löschwasser soweit es ging aufgefangen und entsorgt. Es war lange unklar, ob die gelagerten Stoffe in der Halle giftig waren.

Außerdem zog die Rauchwolke bis ins gut 50 Kilometer entfernte Paderborn. Es gab Rußniederschlag, bestehend aus verbranntem Styropor. Spielplätze im Raum Delbrück mussten aufwändig gereinigt werden, darüber hinaus legte sich ein "schwarzer Teppich" auf einige Badeseen im Kreis Paderborn, der abgesaugt werden musste.

Urteil in einer Woche erwartet

Im Falle einer Verurteilung werden die Heranwachsenden nach Jugendstrafrecht bestraft. Das kann zu Haftstrafen führen, vermutlich ausgesetzt zur Bewährung. Neben Geldstrafen kommen sicher auch noch Schadenersatzforderungen auf die Angeklagten zu.

Der Geschäftsführer des abgebrannten Industrieareals wollte sich im Gespräch mit dem WDR allerdings nicht konkret äußern. Klar scheint nur, sollten die Jugendlichen zahlen müssen, dann wird es für sie teuer und sie werden wohl Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte Schulden haben.

Über dieses Thema berichten wir auch am 14.11.2023 im WDR Fernsehen in der Lokalzeit Bielefeld.