Höxter: Gutachter sieht Wiederholungsgefahr bei Bosseborn-Mörder

Stand: 20.09.2023, 15:05 Uhr

Im Prozess um die Morde in Höxter-Bosseborn sieht ein Gutachter ein hohes Risiko, dass der Täter nach seiner Entlassung rückfällig wird. Der Mann hatte jahrelang mehrere Frauen gequält, zwei starben.

Von Oliver Köhler

Das Landgericht Paderborn befasst sich derzeit noch einmal mit den so genannten Foltermorden von Höxter-Bosseborn. Es hat über die nachträgliche Sicherungsverwahrung des rechtskräftig verurteilten Mörders Wilfried W. zu entscheiden.

Der Täter war 2018 zu elf Jahren Haft verurteilt worden - unter anderem wegen zweifachen Mordes an zwei Frauen. Die Staatsanwaltschaft Paderborn will aber, dass er nie wieder frei kommt.

"Ein Sadist, der Frauen manipuliert"

Die Gutachter Prof. Hans-Ludwig Kröber (links) und Prof. Johannes Fuß | Bildquelle: WDR/Oliver Köhler

Wilfried W. sei ein gefühlskalter Mensch. Ein Sadist, der Frauen manipuliere. So formulierte es Psychiater Johannes Fuß am Mittwoch - dem vierten Verhandlungstag vor dem Landgericht Paderborn.

Der 39-jährige Professor an der Universität Duisburg-Essen ist einer von zwei Gutachtern, die den Verurteilten mehrfach in der Haft getroffen und untersucht haben. Sein Fazit: Von Wilfried W. gehe auch in Zukunft eine hohe Gefahr aus - vor allem für Frauen.

Höxter: Gutachter sieht Wiederholungsgefahr bei Bosseborn-Mörder 00:42 Min. Verfügbar bis 20.09.2025

Gutachter erkennt keine Empathie

Der Sachverständige beschreibt den 53-Jährigen als charmanten, umgänglichen Typen. Oberflächlich betrachtet. Tatsächlich zeige Wilfried W. keinerlei Empathie mit seinen Opfern.

Im Gegenteil: Wilfried W. sei auf dem Standpunkt, die Frauen würden ihn ausnutzen. So stellt er auch eine intime Beziehung dar, die er mit einer seiner Pflegerinnen im Maßregelvollzug eingegangen war. Die Initiative sei von ihr ausgegangen.

Der Vertreter der Staatsanwaltschaft nahm die Ausführungen von Professor Fuß wohlwollend zur Kenntnis. Im Gegensatz dazu hatten die Verteidiger von Wilfried W. etliche kritische Nachfragen. Sie können die Ergebnisse des Psychiaters nicht nachvollziehen.

Verteidiger stellen Befangenheitsantrag

Während dieses Gesprächs kam es sogar zum Disput mit dem zweiten Gutachter. Prof. Hans-Ludwig Kröber aus Berlin hatte sich ungefragt eingemischt und versuchte seinem Kollegen Fuß beizuspringen. Die Verteidiger werten dies als Voreingenommenheit und stellten einen Befangenheitsantrag gegen ihn.

Am Landgericht Paderborn werden die Bosseborn-Foltermorde noch mal aufgerollt | Bildquelle: WDR/Klaus Küpper

Einen Antrag der Verteidiger, die Ex-Frau ihres Mandanten - also die ebenfalls wegen Mordes verurteilte Mittäterin Angelika W. - als Zeugin in diesem Verfahren zu hören, lehnten die Richter bereits ab. Jetzt muss das Gericht unter anderem noch über den Befangenheitsantrag gegen Kröber entscheiden.

Sollte auch dieser abgelehnt werden, wird der zweite Psychiater sein Gutachten vortragen. Im Anschluss könnten direkt die Plädoyers gehalten und das Urteil gesprochen werden.

Urteil nächste Woche erwartet

Ob Wilfried W. wegen zweifachen Mordes und der weiteren massiven Misshandlungen von mehreren Frauen in einem Haus in Höxter-Bosseborn nachträglich in Sicherungsverwahrung muss, könnte sich am Dienstag, 26. September entscheiden.

Über dieses Thema berichten wir am 20.09.2023 im WDR Hörfunk und WDR Fernsehen: Lokalzeit OWL, 19:30 Uhr.