In der Lehrwerkstatt des Autozulieferers Kirchhoff Witte in Iserlohn wird fleißig geschraubt und gefräst. Ergün Ayhan steht an einer Werkbank. Der 37-Jährige ist schon lange bei der Firma beschäftigt, qualifiziert sich jetzt aber weiter - als Auszubildender.
Was paradox klingt, ist bei Kirchhoff Witte gelebte Praxis. Seit März macht der zweifache Familienvater noch mal eine Ausbildung zum Anlagen-Maschinen-Bediener - weil er dadurch auf eine neue berufliche Perspektive hofft: "Es macht Spaß, und wir werden genauso gleich behandelt wie alle Azubis."
Firmen wollen Personallücken schließen
Die Firma Kirchhoff Witte möchte so Lücken schließen, sagt Personalleiterin Daniela Vollmer - und verweist auf das gemeinsame Qualifizierungsprogramm der Arbeitsagenturen, das der Ausbildung zugrunde liegt.
Sie betont: "Dieses Programm führt dazu, dass wir intern jetzt ausbilden und weiterqualifizieren, damit wir gewisse Stellen, die eine Ausbildung einfach voraussetzen, auch besetzen können."
Denn es melden sich immer weniger Jugendliche auf freie Ausbildungsplätze. Südwestfalenweit ist ihre Zahl in den vergangenen fünf Jahren um 27 Prozent zurückgegangen, heißt es von den Arbeitsagenturen.
Gleicher Lohn wie bisher
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des neuen Programms bekommen den gleichen Lohn wie bisher - und die Ausbildung ist auch verkürzt. Sie müssen aber dafür die gleiche Ausbildung und die gleiche Prüfung wie ihre jüngeren Kollegen schaffen.
Im kommenden Jahr zählt auch der Gabelstaplerfahrer Muhammed Albayrak dazu. "Das ist eine Gelegenheit, da kann ich nicht Nein sagen!", betont er. Albayrak macht dann eine Ausbildung als Fachkraft für Lager-Logistik. Den Kauf eines Hauses könnte er sich ohne Ausbildung nicht leisten.
Für Ergün Ayhan wird es schon bald ernst. Denn in einer Woche stehen die Zwischenprüfungen an. Bis dahin gibt es aber noch viel zu tun.