Elektro-LKW: leise und sauber, aber auch teuer Lokalzeit Südwestfalen 12.09.2024 03:16 Min. Verfügbar bis 12.09.2026 WDR Von Franz Altrogge

Elektro-LKW: leise und sauber, aber auch teuer

Stand: 12.09.2024, 18:45 Uhr

Im Juli wurden rund 1.300 batteriebetriebene Laster in Deutschland zugelassen, etwa drei Prozent aller neuen LKW. Bei den PKW waren es zwanzigmal mehr. Aber die flüsternden Riesen kommen.

Von Arndt Brunnert

Die Ruhe im Elektro-LKW ist beeindruckend. Im Prinzip hört man nichts“, erzählt Markus Richter, der bei einem Entsorgungsunternehmen in Kreuztal arbeitet. Er tritt auf das Gas und mit einem tieftönigen Surren ähnlich einer Straßenbahn setzt sich sein 40-Tonner in Bewegung. „Die Kraft ist sofort da. Beim Diesel dauert es erst bis das volle Drehmoment da ist. An `ner Kreuzung bin ich jetzt schneller weg“, schwärmt er.

Ein großes Problem ist das Laden

In der Spedition Kulle in Werl fahren bereits seit einem Jahr zwei Sattelzüge mit Strom, berichtet Geschäftsführer Torsten Kulle: „Die Fahrzeuge laufen sehr ordentlich. Wir haben eigentlich keine Ausfälle zu verzeichnen, die auf den Elektroantrieb zurück gehen. Nur im Winter schrumpfte die Reichweite etwas“.

Bei Kulle und Lindenschmidt kommt der Strom aus den Photovoltaikanlagen auf den Werkshallen. Ein wichtiger Faktor, denn Tanken unterwegs ist kompliziert. Es fehlt an Ladesäulen für LKW. Beim Hagener Unternehmen Cosi-Stahllogistik war das ein Grund, vom E-LKW die Finger zu lassen, sagt Cosi-Chef Marc Simon: „Die Ladeinfrastruktur muss unbedingt ausgebaut werden“.

Für kurze Strecken reicht es bisher

Aber schon jetzt lässt sich viel CO2 durch die E-LKW einsparen“, sagt Spediteur Kulle. Der Entsorger Lindenschmidt hat den Tourenplan auf seinen LKW zugeschnitten: Morgens eine 200-Kilometer-Tour, mittags Stromtanken, nachmittags die nächsten 200-Kilometer.

„Viele Fahrzeuge sind im Nahbereich unterwegs und da können wir einen Teil der Dieselverkehre ersetzen" Torsten Kulle, Spediteur

Schwer wiegt auch ein zweites Problem. Viele LKW transportieren ihre Frachten in Containern oder in Aufbauten mit Planen. Diese Aufbauten werden nicht ausgeladen, sondern von den Spediteuren beim Kunden abgestellt. Das Auf- und Abladen der Aufbauten geschieht mit der Hydraulik des LKW. „Die Hydraulik verbrauchte aber zu viel Strom“, argumentiert Simon. Auch für Anhänger seien viele E-LKW noch zu schwach.

Die Sache mit dem Geld

Und dann ist da noch der Preis. Schwere E-LKW kosten das zwei- bis dreifache ihrer Dieselkonkurrenten. 60 Prozent der Mehrkosten übernimmt jetzt das Land NRW. Einen Teil der Zusatzkosten können die Unternehmen ausgleichen, weil sie für E-LKW keine Maut bezahlen müssen. Das gilt aber nur bis Ende 2025 und müsse unbedingt verlängert werden, fordert Spediteur Kulle. 

Quellen:

  • Kraftfahrtbundesamt
  • Mercedes
  • Volvo
  • Spedition Kulle und Lindenschmidt
  • Cosi-Stahllogistik
  • Recherchen des NDR