Urteile im Prozess: Tod in Badewanne in Minden

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Urteile im Prozess: Tod in Badewanne in Minden

Stand: 15.08.2023, 16:57 Uhr

Das Mindener Amtsgericht hat sich am Dienstag mit einem tragischen Unglücksfall befasst. Eine 44-jährige Frau war im Herbst vergangenen Jahres in ihrer Badewanne an einer Kohlenmonoxidvergiftung gestorben.

Von Oliver Köhler

Dem Wohnungsvermieter und dem Hausmeister wurde fahrlässige Tötung vorgeworfen. Der Vermieter soll die Gastherme im Badezimmer nicht gewartet haben. Außerdem soll er den Hausmeister angewiesen haben, zwei Löcher in den Schornstein zu stemmen. Durch den Schacht sollten dann Kabel und Wasserleitungen in eine andere Wohnung gelegt werden.

Gericht spricht von Verkettung unglücklicher Umstände

Der Hausmeister wurde vom Vorwurf der fahrlässigen Tötung freigesprochen. Er sei keine Fachkraft und habe nur auf Anweisungen gearbeitet. Beim Vermieter sehe das anders aus. Der 53-Jährige erhielt eine Haftstrafe von sechs Monaten auf Bewährung. Zudem muss er den Hinterbliebenen der Verstorbenen 5.000 Euro Schmerzensgeld zahlen.

Er hätte vor den Renovierungsarbeiten auf jeden Fall den Schornsteinfeger fragen müssen, so das Gericht. Dies hatte er entgegen seiner eigenen Aussage aber offensichtlich unterlassen. Bezüglich der Gastherme sei es so, dass es keine Verpflicht zur Wartung gebe.

Tod der Frau hätte verhindert werden können

Das Amtsgericht Minden beauftragte eine Sachverständige zur Klärung der technischen Umstände. Die 51-jährige Ingenieurin berichtete, dass sie eine nicht funktionstüchtige Gastherme in der Wohnung vorgefunden habe. Diese sei stark verdreckt gewesen und vermutlich auch schon länger nicht mehr gewartet worden. "Die Therme hat das Gas unvollständig verbrannt", sagte Anke Aufderheide-Kittel.

Das Problem: So entsteht Kohlenmonoxid. "Dies sammelte sich im Badezimmer, weil der Schornstein nicht zog", so die Expertin. Ursächlich dafür seien zwei Löcher gewesen, die wegen der Renovierungsarbeiten in einer darunter liegenden Wohnung in den Schornstein geschlagen worden seien. Außerdem habe der Abgassensor in der Therme aus bislang ungeklärten Gründen nicht funktioniert. Dieser Sensor ist eigentlich dazu da, dass die Therme bei erhöhten Abgaswerten automatisch abschaltet.

Ehemann fand seine tote Frau

Der Ehemann der Verstorbenen war in dem Verfahren als Nebenkläger aufgetreten. "Er will Antworten, möchte endlich wissen, warum es zu dem Unglück kommen kann", sagte sein Anwalt Philippos Botsaris während des Gerichtsprozesses. "Doch stattdessen erlebt er hier ein Ping-Pong-Spiel. Der eine schiebt die Verantwortung auf den anderen." Sein Mandant sei ein gebrochener Witwer. Er habe nicht nur seine Ehefrau, sondern vor allem die Mutter seiner drei Kinder verloren. Der 38-Jährige sagte auch als Zeuge aus.

Er schilderte, wie er seine Frau tot in der Badewanne am frühen Morgen des 24. Oktober 2022 gefunden habe. Sie habe Spätschicht gehabt und sei gegen 1 Uhr nach Hause gekommen. Da sei er schon im Bett gewesen. Sie habe noch ein Bad nehmen wollen, er sei dann wieder eingeschlafen. Am Morgen sei seine Frau noch immer nicht im Bett gewesen. Er habe nachgeschaut und dann die abgeschlossene Tür zum Badezimmer eingetreten. Seine Frau lag leblos in der Badewanne. Auch die drei Kinder hätten das Geschehen mitbekommen. Alarmierte Rettungssanitäter konnten ihrer Mutter nicht mehr helfen. Die Familie wohnt noch immer in derselben Wohnung.

Lokalzeit Bielefeld: Tragischer Tod – Frau in Badewanne erstickt

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