Wechselunterricht - zwischen Freude und großer Sorge

Stand: 15.03.2021, 13:29 Uhr

Die Freude ist groß. Endlich die Klassenkameraden wieder sehen. Endlich wieder Unterricht in der Schule, statt am Tablet. Doch so groß die Freunde ist, sind auch die Sorgen. Steigende Infektionszahlen beunruhigen Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte. 

Von Marc Eschweiler / Philip Brost

Seit Montag ist der Wechselunterricht für alle Schulen verpflichtend. Damit kommen auch die Klassen fünf bis elf wieder in die Schule – abwechselnd, so dass immer nur die Hälfte der Klassen besetzt ist. Wie die Schulen das organisieren, ist ihnen überlassen. Vor allem in den Regionen mit besonders hohen Corona-Infektionszahlen ist die Skepsis am Wechselunterricht aber groß. 

Antrag abgelehnt – auch Düren muss die Schulen öffnen 

Der Kreis Düren zum Beispiel verzeichnet aktuell einen Inzidenzwert von 126 Fällen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner. In der Stadt Düren ist dieser Wert noch höher. Dort lag er am Freitag bei über 200. Der Landkreis hatte deswegen beim NRW-Schulministerium den Antrag gestellt, mit dem Unterricht in den Schulen bis nach den Osterferien zu warten. Das Ministerium lehnte aber ab. Das sorgte für Kritik und Ängste bei Lehrern und Schülern. Mehrere Eltern machten ihrem Ärger im Netz Luft und riefen in sozialen Medien zum Boykott des Unterrichts auf. 

Auch SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hält Präsenzunterricht an den Schulen in seinem Heimatkreis für unverantwortlich. Auf Twitter kritisierte Lauterbach, der aus Niederzier bei Düren stammt, die NRW-Landesregierung. Den Antrag abzulehnen sei verantwortungslos und riskiere Leben.

Forderung: Wechselunterricht verschieben

Auch mehrere Bürgermeister und Landräte haben an das Schulministerium geschrieben mit der Forderung, den Start des Wechselunterrichts zu verschieben. „Der Oberbergische Kreis hätte aus epidemiologischer Sicht eine weitere Aussetzung des Präsenzunterrichts bis zu den Osterferien begrüßt“, erklärte eine Sprecherin. Der Kreis sei aber an die Vorgaben des Landes gebunden.

Eltern nehmen Tests selbst in die Hand 

Damit die Schulen in Nordrhein-Westfalen nicht zu Corona-Hotspots werden, hat die Landesregierung kostenfreie Tests für alle Schülerinnen und Schüler versprochen. Die aber fehlen noch. NRW-Schulministerin Yvonne Gebauer räumte im WDR ein, dass es in der ersten Woche des Wechselunterreichts wohl keine flächendeckenden Corona-Tests in den Schulen geben wird. Am Evangelisches Gymnasium Siegen-Weidenau haben deswegen Eltern die Tests selbst in die Hand genommen. 

Testen auf dem Schulhof 

Der Schulhof in Siegen-Weidenau wurde dafür kurzerhand zum Freilufttestzentrum. Zwei Ärzte in der Elternschaft brachten die Corona-Schnelltests mit und nahmen Problem. Die Teilnahme an den Tests war freiwillig, fast alle hätten die Möglichkeit aber angenommen, sagt Schulleiterin Beate Brinkmann. Fast 300 Schülerinnen und Schüler konnten so bereits am ersten Schultag getestet werden - kein Test war positiv. Sollten die versprochenen Corona-Tests der Landesregierung weiter auf sich warten lassen, wollen die Eltern mit den eigenen Tests weitermachen und so für ein besseres Gefühl beim Unterricht in der Schule sorgen. 

Hoffen auf Corona-Schnelltests 

Der Plan des NRW-Schulministeriums sieht vor, bis Ostern insgesamt 1,8 Millionen Corona-Schnelltests in den Schulen zu verteilen. Wann die Tests kommen, ist noch nicht klar. Auch welche Auswirkungen positive Testergebnisse für den Betrieb der Schulen haben werden, ist unbekannt.