Schuleigentum zerstören, sich aggressiv verhalten gegenüber Mitschülern oder Lehrkräften - das hat in Zukunft in Italien ernsthafte Folgen. Am Mittwoch hat das Parlament dazu ein Gesetz verabschiedet. Die Schulen müssen wieder eine Verhaltensnote einführen, die unter anderem das Sozialverhalten bewertet - und die spielt auch für die Versetzung eine wichtige Rolle.
Gesetzlich vorgeschriebene Strafarbeiten
In Italien werden die Noten auf einer Skala von 0 bis 10 vergeben: 0 bis 5 sind "negative" Noten, 6 bis 10 sind "positiv". Wer ab der Mittelstufe eine 5 oder weniger als Verhaltensnote bekommt, bleibt sitzen. Die Regierung will so für mehr Disziplin an Schulen sorgen.
Selbst eine 6, also eine Notenstufe besser, hat noch Folgen: Wer die bekommt, muss eine Strafarbeit verfassen, in der es um "aktive und unterstützende Bürgerschaft geht" - so steht es jetzt ganz offiziell im Gesetz. Den bestmöglichen Schulabschluss können die Jugendlichen sogar nur erreichen, wenn sie im Betragen mindestens eine 9 bekommen.
Sozialstunden für mehr Respekt
In Italien können Schülerinnen oder Schüler aus Disziplinargründen auch zeitweise vom Unterricht ausgeschlossen werden. In der Zeit sollen sich die Betroffenen anderweitig in der Schule einbringen. Wer mehr als zwei Tage Schulverbot bekommt, soll in externen Einrichtungen Sozialstunden leisten.
Mit der Regel "wird der Respekt gegenüber Menschen und öffentlichen Gütern in den Mittelpunkt gerückt", schreibt der italienische Bildungsminister Valditara in einem Statement, "die Autorität der Lehrer wird wieder hergestellt".
Politisches Statement der Regierung?
Italiens Regierungschefin Giorgia Meloni
Die Regierung von Giorgia Meloni gilt als streng rechts - und es ist nicht das erste Mal, dass sie härtere Strafen für junge Menschen einführt. Schon letztes Jahr hat sie die Regeln für Straftäter ab 14 Jahren verschärft, die können jetzt schneller in U-Haft genommen werden.
Auch in der Schule will die italienische Regierung schon länger für mehr Ordnung sorgen. Seit rund einem Jahr können Eltern sogar ins Gefängnis kommen, wenn ihre Kinder die Schule schwänzen.
Kopfnoten hier schon länger abgeschafft
Die vergleichbaren Kopfnoten sind in Deutschland eher umstritten, nur in wenigen Bundesländern werden sie vergeben. In NRW gab es sie für kurze Zeit, zwischen 2007 und 2010. Die damalige rot-grüne Landesregierung schaffte sie ab: Sie fand, die Kopfnoten seien "der pädagogisch falsche Weg".
Auch Schulen kritisierten immer wieder die Kopfnoten: Es sei kaum möglich, die Schülerinnen und Schüler fair zu bewerten - vor allem, als es zu Beginn in NRW noch sechs einzelne Kategorien gab, in denen die Lehrerinnen und Lehrer Noten vergeben mussten: Von Konfliktverhalten über Zuverlässigkeit und Kooperationsfähigkeit bis hin zu Leistungsbereitschaft.
Unsere Quellen:
- Italienisches Bildungsministerium
- Nachrichtenagentur Agenzia Nova
- ARD-Studio Rom
Über dieses Thema berichtet auch "Der Tag um 6" am 29.09.2024 auf WDR 4.