Overtourism in Venedig. Fünf Euro Eintritt zahlen Tagesbesucher seit 2024

Wie Städte ihre Touristen umweltbewusster machen wollen

Stand: 16.07.2024, 12:59 Uhr

Immer mehr Städte versuchen die Umweltbelastungen, die der Tourismus mit sich bringt, zu verringern. Einige setzen dabei auf Verbote, andere auf Belohnung.

Auf den ersten Blick ist so ein Städtetrip eine positive Sache für alle Beteiligten. Die Besucher kommen an einen Ort, der ihnen kulturelle Angebote, tolle Freizeitaktivitäten, attraktive Unterkünfte und leckere Restaurants bietet und an dem sie einfach mal vom Alltag ausspannen können. Auf der anderen Seite freuen sich die Betreiber von Hotels, Restaurants, Theatern und anderen Einrichtungen über Gäste, die ihr Geld bei ihnen ausgeben.

Das Problem an der Sache: die Umweltbelastung. Nirgends sieht man die Auswirkungen von Tourismus so deutlich wie in Venedig. Bis zu 100.000 Touristen pro Nacht übernachten zu Spitzenzeiten in der italienischen Stadt. Die vielen Menschen, die sich tagsüber durch Venedig schieben, bringen nicht nur Geld in die Lagunenstadt, sie richten auch Schäden an.

Regeln, Strafen und eine Tagesgebühr für Kurzurlauber

Um die Auswirkungen zu reduzieren, setzt Venedig bereits seit längerem auf einen umfangreichen Regelkatalog, an den sich Besucher halten müssen, sonst drohen empfindliche Bußgelder. So wird beispielsweise das Schwimmen in den Wasserstraßen mit 350 Euro bestraft. Wer sich auf Mauern, Brückenstufen oder auf den Boden setzt und sein Picknick auspackt, um dort zu essen, muss bis zu 200 Euro berappen. Fehlt auch noch die Oberbekleidung, sind weitere 200 Euro fällig.

Hier wird kontrolliert, ob Touristen 5 Euro Venedig-Eintritt gezahlt haben

Am Montag endete noch eine andere Maßnahme, mit der die Besucherströme ausgebremst werden sollten. Seit dem 25. April hatte die Stadt an jedem Wochenende fünf Euro Eintritt von Kurzurlaubern verlangt. Eigentlich sollte damit erreicht werden, dass weniger Touristen nach Venedig kommen. Aufgrund der 2,2 Millionen Euro, die an den sieben Wochenenden (der 13. und 14. Juli sind noch nicht eingerechnet) eingenommen wurden, stellte sich jedoch heraus: Der Versuch hat nicht viel gebracht. Der Touristenandrang blieb trotz Eintritt extrem hoch.

Kopenhagen belohnt klimafreundliches Verhalten

Leihfahrräder von CopenPay

Freier Eintritt für Urlauber, die zum Museum radeln

Einen ganz anderen Weg beschreitet Kopenhagen. Am Montag schaltete die dänische Hauptstadt das Projekt "Copenpay" frei. Das ist eine Art Belohnungssystem für Urlauber, die sich bei ihrem Besuch klimafreundlich verhalten. So müssen beispielsweise Touristen, aber auch Einheimische, die mit dem Rad oder zu Fuß zu bestimmten Museen und anderen Attraktionen kommen, dort keinen Eintritt zahlen. Wer sich ein Kanu oder Kajak leiht und bei seinem Ausflug im Hafen den Müll aufsammelt, muss nichts dafür zahlen.

Die Kampagne, die zunächst bis zum 11. August läuft, zielt nach Angaben der Tourismusorganisation Wonderful Copenhagen nicht darauf ab, mehr Touristen in die Stadt zu locken. Vielmehr soll es Reisenden damit einfacher gemacht werden, ihrem Klimabewusstsein auch Taten folgen zu lassen: Ein Großteil von Touristen wolle nachhaltig handeln, aber nur wenige änderten tatsächlich ihr Verhalten, teilte die Organisation mit. 

Diesen Zwiespalt will Kopenhagen nun überbrücken, indem Urlauber ganz konkret Dinge unternehmen können, die Klima und Umwelt zugutekommen. "Wir möchten, dass die Besucher bewusste, umweltfreundliche Entscheidungen treffen und hoffentlich noch bessere Erfahrungen bei ihrem Besuch machen", erklärte der Leiter von Wonderful Copenhagen, Mikkel Aarø-Hansen. Der Tourismus müsse von einer Umweltbelastung zu einer Kraft für positive Veränderungen gemacht werden. Ein wichtiger Schritt dabei sei, die Art und Weise zu ändern, wie man sich am Reiseziel fortbewege, was man konsumiere und wie man mit den Einheimischen in Kontakt trete.

Unsere Quellen:

  • Nachrichtenagentur dpa
  • Website von Copenpay

Über dieses Thema berichtete der WDR am 15. Juli 2024 auch im Hörfunk, unter anderem in den Hörfunk-Nachrichten WDR aktuell.