Kulisse des Chempark Leverkusen

Unternehmensgründungen: Leverkusen bundesweit Spitzenreiter

Stand: 16.09.2024, 19:13 Uhr

Nicht nur im Fußball hat Leverkusen als deutscher Meister München vom ersten Platz verdrängt, sondern auch bei Unternehmensgründungen. Das geht aus einem Ranking des Instituts für Mittelstandsforschung (IfM) in Bonn hervor.

Ein Faktor in Leverkusen ist der Chempark, der Fachkräfte und Forschungspersonal anlockt. Daraus entstehen oft Unternehmensgründungen für Vorprodukte für die chemische Industrie. Oberbürgermeister Uwe Richrath (SPD) sieht Bayer als "die Wurzel". Der Chempark sei schließlich daraus entstanden. "Viele Unternehmen sind dort heute tätig. Das zieht andere mittelständische Unternehmen nach Leverkusen, die von der chemischen Industrie profitieren", so Richrath.

Die Hochschulen in und rund um Leverkusen sorgen auch für Ausgründungen. Was aber noch eine größere Rolle gespielt hat, ist die Lage der Stadt zwischen den beiden Metropolen Köln und Düsseldorf.

Gründungsforscher: "Unerwartetes Ergebnis"

Gründungsforscher Peter Kranzusch vom IfM hat der erste Platz zunächst eher überrascht, weil es "eigentlich ein unerwartetes Ergebnis ist, da Leverkusen ein sehr großes Unternehmen hat mit attraktiven Arbeitsplätzen. Normalerweise haben wir in solchen Regionen niedrige Gründungsraten, weil die Menschen in Arbeitsplätze im Großunternehmen streben."

Im Vergleich zu den beiden Großstädten kann Leverkusen günstigere Immobilienpreise bieten, es liegt verkehrsgünstig und die Gewerbesteuer-Hebesätze sind deutlich niedriger, nachdem sie 2020 gesenkt wurden.

Die damals umstrittene Senkung sieht Christian Zöller von der Leverkusener Wirtschaftsförderung als einen wichtigen Schritt: "Um Leverkusen als Wirtschaftsstandort attraktiv zu halten, benötigen wir wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen", sagte Zöller im WDR-Interview.

"Dazu zählen neben einer exzellenten Bildungslandschaft und der günstigen geografischen Lage zwischen zwei Großstädten auch ein angemessener Steuersatz." Christian Zöller, Leverkusener Wirtschaftsförderung

Mit den 250 Prozentpunkten habe man darauf entsprechend reagiert, so Zöller weiter. Das lockt auch Unternehmer aus dem Baugewerbe und dem Handwerk nach Leverkusen.

Auffallend ist auch: In Regionen, in denen viele Menschen mit Migrationshintergrund leben, gibt es auch tendenziell mehr Unternehmensgründungen. Weil diese stärker die Mentalität einer Geschäftsgründung mit sich bringen, also ins Risiko zu gehen. Oft ist es aber auch ihre einzige Möglichkeit, im Arbeitsmarkt Fuß zu fassen.

Leverkusen bundesweit Spitzenreiter bei Unternehmensgründungen

WDR Studios NRW 16.09.2024 04:48 Min. Verfügbar bis 16.09.2026 WDR Online


Sauerland und Siegerland landen weiter unten im Ranking

Schlusslicht im Ranking ist der Kyffhäuserkreis in Nordthüringen. Grund dafür sind unter anderem die ländliche Lage und die geringe Bevölkerungsdichte. Auffallend ist auch, dass in NRW die wirtschaftsstarken Regionen im Siegerland, Sauerland oder im Münsterland bei den Neugründungen eher hinten liegen.

"Die Menschen suchen eher Stellen als abhängig Beschäftigte und der Druck vom Arbeitsmarkt her zu gründen, ist relativ niedrig." Peter Kranzusch, IfM in Bonn

Das vom Bund und Land NRW finanzierte Institut für Mittelstandsforschung ermittelt regelmäßig ein Ranking. Fachleute schauen sich in allen 400 Kreisen und kreisfreien Städten die Zahl der neuen Gewerbeanmeldungen an und setzen die ins Verhältnis zur erwerbsfähigen Bevölkerung, also alle Menschen in der jeweiligen Region im Alter von 18 bis 65 Jahren. Daraus entsteht ein sogenannter NUI-Indikator. NUI steht für "Neue Unternehmerische Initiative". In dieser Statistik ist Leverkusen in den vergangenen Jahren immer weiter nach vorne gerückt und führt diese nun mit einem Wert von 249,8 vor dem langjährigen Spitzenreiter Landkreis München (226,5) an.

Unsere Quellen:

  • Interview mit Peter Kranzusch, Institut für Mittelstandsforschung, Bonn
  • Interview mit Christian Zöller, Leverkusener Wirtschaftsförderung