Im Supermarkt und beim Metzger sollen Kunden direkt erkennen, wie die Tiere gehalten wurden, deren Fleisch sie essen wollen. Ein schwarz-weißes Logo auf der Verpackung soll das verraten. Die Kennzeichnung soll Verbrauchern nicht nur im Supermarkt begegnen.
Wie funktioniert das neue Label?
Die neue Kennzeichnung unterscheidet in fünf Stufen. Die niedrigste wird mit dem Wort "Stall“ gekennzeichnet und bedeutet: Hier wurden die gesetzlichen Mindeststandards eingehalten. Bei der Stufe "Stall + Platz“ haben die Tiere mindestens 12,5 Prozent mehr Platz. Tiere die Kontakt zum Außenklima haben – etwa durch offene Stallseiten – werden mit "Frischluftstall“ gekennzeichnet. Wenn Tiere raus dürfen, bekommen sie den Titel "Auslauf/ Weide“. Die fünfte und höchste Stufe ist "Bio“.
Gibt es so ein Label nicht schon?
Seit April 2019 gibt es eine freiwillige, einheitliche Haltungsform-Kennzeichnung, auf die sich verschiedene Händler geeinigt haben. Davor sahen solche Kennzeichnungen in jedem Supermarkt anders aus. Bei der freiwilligen Markierung gibt es vier Kategorien: "Stallhaltung“, "Stallhaltung Plus“, "Außenklima“ und "Premium.“ Jede Haltungsform hat ihre eigene Farbe beim Label.
Wie unterscheidet sich das neue, geplante Label?
Das neue Label wäre verpflichtend – mit fünf statt vier Haltungsformen. Zunächst soll es nur für unverarbeitetes, frisches Schweinefleisch gelten, das beim Metzger, im Supermarkt oder online gekauft wird. Das soll aber ausgeweitet werden. Özdemir plant, dass noch in diesem Jahr verarbeitetes Schweinefleisch, zum Beispiel Wurst, dazukommt. Bis Ende der Legislaturperiode sollen auch alle anderen Fleisch-Arten folgen. Es ist denkbar, dass das neue Label die freiwillige Kennzeichnung der Händler nach und nach verdrängt. Außerdem ist das Label nicht nur für Supermärkte und Metzgereien relevant. Auch die Gastronomie soll dazu verpflichtet werden, Fleisch zu kennzeichnen – allerdings nicht sofort.
Welche Kritik gibt es?
"Das Gesetz wird keinem einzigen Tier ein besseres Leben bringen“, kritisiert der Deutsche Tierschutzbund. Der Verband ist gegen Özdemirs Entwurf und betont die Sorge, dass dieser schlechtere Haltungsformen siegle. Die Landwirte fordern mehr finanzielle Unterstützung, um die Haltungsformen zu verbessern und Ställe auszubauen. Die Bundesregierung hat dafür auch Geld versprochen - eine Milliarde Euro insgesamt. Das wird aber nur für den Anfang ausreichen. Wie es danach weitergeht, ist unklar. Ebenfalls Thema im Bundestag ist heute das Baurecht für Ställe. Landwirten, die eine der besseren Haltungsformen anstreben, soll der Weg dahin erleichtert werden.
Aber auch für Verbraucher ist das neue Label nach Einschätzung einiger Kritiker keine Verbesserung: Als "Nebelkerze" bezeichnet die neue Kennzeichnung zum Beispiel Mahi Klosterhalfen, Präsident der Albert Schweitzer Stiftung für unsere Mitwelt. Ein weiterer Punkt von Kritiker: Verbraucher hätten außer dem Platz- und Außenklima- bzw. Auslaufangebot keine Anhaltspunkte dafür, unter welchen Bedingungen das Tier gehalten wurde.
Das Gesetz wird nun voraussichtlich am 7. Juli im Bundesrat behandelt, ist dort jedoch nicht zustimmungspflichtig.