Tag der Wohnungslosen: Hohe Energiepreise könnten Lage verschlimmern

Stand: 11.09.2022, 15:23 Uhr

In NRW gibt es derzeit rund 50.000 Wohnungslose. Ein Problem, das sich durch die derzeit hohen Mieten und Nebenkosten noch vergrößern könnte, wie Bundespräsident Steinmeier am Tag der Wohnungslosen am Sonntag betonte.

Das Ziel ist ambitioniert: Bis 2030 will die Bundesregierung Wohnungslosigkeit "überwinden". Kein Mensch mehr, der auf der Straße leben muss, niemand in Not- und Gemeinschaftsunterkünften? In den vergangenen Jahren ging der Trend eher in die andere Richtung.

Viele Flüchtlinge sind wohnungslos

In NRW gibt es aktuell rund 50.000 Wohnungslose. Die Zahl ist im vergangenen Jahr zum ersten Mal leicht gesunken, davor ging es längere Zeit steil nach oben. 2016 waren es noch 25.000 Wohnungslose gewesen.

Den Hauptgrund für den starken Anstieg sieht das NRW-Sozialministerium darin, dass seit 2015 viele Asylbewerberinnen und -bewerber in die Statistik fallen. Viele wohnen noch eine ganze Weile in Gemeinschaftsunterkünften, bevor sie eine eigene Wohnung finden. Sobald ihr Flüchtlingsstatus anerkannt wird, gelten sie dann als wohnungslos.

Energiekrise könnte Problem verschlimmern

NRW-Sozialminister Laumann hat 2019 eine Initiative gestartet, die Wohnungslosigkeit bekämpfen soll. Im Rahmen dieser Initiative ist zum Beispiel geplant, dass es mehr Ansprechstellen für Betroffene gibt. Auch einzelne Kommunen haben sich dem bundesweiten Ziel angeschlossen, Wohnungslosigkeit bis 2030 "zu beenden". Die Stadt Köln etwa will Investoren finden, die mehr Sozialwohnungen bauen.

Sozialverbände fürchten allerdings, dass sich das Problem aktuell noch weiter verschlimmert. Die Caritas warnt: Viele Menschen würden angesichts der hohen Energiepreise ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen können - ihnen drohe die Wohnungslosigkeit. Auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sagte bei einer Veranstaltung zum Tag der Wohnungslosen in Berlin, die aktuell hohen Mieten und Nebenkosten würden es für viele Menschen schwierig machen, eine eigene Wohnung zu finden.

Mehr als 5.000 Obdachlose in NRW

Wohnungslosigkeit ist übrigens nicht das Gleiche wie Obdachlosigkeit. Als wohnungslos werden auch Menschen bezeichnet, die in einer Notunterkunft leben. Wer dagegen obdachlos ist, hat tatsächlich kein Dach mehr über dem Kopf und wohnt auf der Straße. In NRW sind davon schätzungsweise gut 5.000 Menschen betroffen. Laut Landesregierung ist diese Zahl aber nur sehr ungenau, weil viele Obdachlose keinen Kontakt zu Hilfsorganisationen haben.

Über dieses Thema berichtete am 11. September unter anderem "Der Tag um 6" auf WDR 4.

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