Gibt es einen Wassermangel in NRW?

Stand: 18.07.2022, 16:28 Uhr

Der Städte- und Gemeindebund warnt angesichts der Trockenheit vor Wasserknappheit in einigen Regionen Deutschlands. Gibt es in NRW auch Wassermangel? Und wie gehen Kommunen damit um?

Der Städte- und Gemeindebund schlägt Alarm: Es ist heiß und trocken - was in einigen Regionen zu Wasserknappheit führen könnte. "Problematisch ist der drastisch steigende Wasserbedarf in der Industrie, in der Landwirtschaft, aber auch in Privathaushalten", sagte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg dem "Handelsblatt".

Die Gartenbewässerung und das Füllen großer Pools mit Leitungswasser könne in den Sommermonaten zum "echten Problem" werden. Rasensprenger verteilten in einer Stunde bis zu 800 Liter Trinkwasser. "Das kann die Versorgungsinfrastruktur in manchen Regionen an ihre Grenzen bringen."

Gibt es in NRW überhaupt Wassermangel?

Die Füllstände der Talsperren seien für die Trinkwasserversorgung ausreichend, sagt die Geschäftsführerin der NRW-Wasserwirtschaftsverbände, Jennifer Schäfer-Sack. Dass die meisten Talsperren derzeit deutlich mehr Wasser abgäben als zufließe, sei jahreszeitlich bedingt und normal. Dennoch gelte, dass mit Wasser sparsam umgegangen werden solle.

Trotz des insgesamt ausreichenden Wasserangebots gibt es regionale Unterschiede in der Wasserverfügbarkeit. Vor allem die Bürgerinnen und Bürger in Ostwestfalen sind derzeit dazu aufgerufen, die nasse Ressource zu schonen: Dort wird Trinkwasser knapper.

Beispielsweise in Augustdorf im Kreis Lippe. "Nach meinen Recherchen haben wir einen hohen Verbrauch, bedingt durch die Rasenbewässerung und die Befüllung von Pools", sagt Bürgermeister Thomas Katzer von der SPD. Während normalerweise 120 Liter Wasser pro Kopf und Tag verbraucht würden, seien es jetzt 360, so Katzer.Aber auch die Kreise Herford und Minden-Lübbecke haben dazu aufgefordert, sorgsam mit dem kühlen Nass umzugehen.

Flüsse und Teiche schonen

Der Kreis Borken hat die Entnahme von Wasser aus Flüssen und Teichen generell verboten. Das gilt auch für Landwirte, auch wenn die Verantwortlichen des Kreises wissen, dass dies für die Landwirtschaft ein harter Einschnitt ist.

Hinweis: In einer früheren Version des Beitrags hieß es, die Wasser-Entnahme sei für Privatpersonen erlaubt. Das ist jedoch nicht der Fall.

So sollen Grund- und Quellwasser geschont werden. Denn daraus stammen 70 Prozent des deutschen Trinkwassers, so das Umweltbundesamt. In Trockenperioden mit steigenden Temperaturen sind niedrige Grundwasserstände dabei nicht nur problematisch für die Wasserentnahme zur Trinkwassergewinnung, sondern auch für flachwurzelnde Bäume.

Für den Hitzeschutz: Wasser verteilen statt sparen?

Während manche Städte zum Wassersparen auffordern, wird daher in anderen sogar Wasser verteilt. Münster beispielsweise kämpft gegen die Trockenheit seiner Bäume. Die Stadt hat an 60 verschiedenen Standorten Eintausend-Liter-Wasser-Container aufgestellt. Dort können die Bürgerinnen und Bürger Wasser entnehmen, um die Bäume in ihren Straßen zu gießen. Auch Gießkannen und Wassersäcke wurden verteilt.

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Das Umweltbundesamt empfiehlt, das Gießen solle nicht bei Hitze in der Mittagszeit erfolgen – dann verdunste das Wasser nicht so schnell. Am besten sei das Wässern am frühen Morgen.

Doch muss es wirklich sein, die Bäume nun zu bewässern, wenn die Ressoruce knapp ist? Zumindest sind die Straßenbäume für den Hitzeschutz in Städten sehr relevant. Sie wirken der Aufheizung entgegen, spenden Schatten, filtern Emissionen aus Luft und Boden. Aber: Stadtbäume wachsen meist unter schlechteren Standortbedingungen, sodass Trockenheit sie zusätzlich belastet. Und gerade junge Bäume brauchen viel Wasser.

Hitzeschutzpläne der Kommunen

Gerd Landsberg vom Städte- und Gemeindbund fordert gar "grüne Klimaoasen" in Städten. Auch in Dach- und Fassadenbegrünungen oder sogenannte Wasservernebler sollten Kommunen investieren - im Rahmen "kommunaler Hitzeaktionspläne".

Ein Junge springt über einen Feuerwehrschlauch, aus dem Wasser raus spritzt, um sich gegen die Hitze abzukühlen.

Ein Junge springt über einen perforierten Schlauch in Köln

In Köln werden für den städtischen Hitzeaktionsplans zum Beispiel perforierte Wasserschläuche getestet. Sie sollen Menschen Kühlung verschaffen.

Das Umweltbundesamt denkt, gerade in Sachen Wasser, eher daran, das kühle Nass nicht mehr abzuführen - sondern im Gebiet zu halten. In Dürreperioden könnten zwar Bewässerungen etabliert werden, dass müsse aber effizient geschehen. Beispielsweise, indem Regenwasser, aufbereitetes Grauwasser - also wenig verschmutztes Abwasser - oder aufbereitetes Kommunalabwasser genutzt werden.

So geschieht es derweil beispielsweise in Münster. Die Becken des Bades Ost sollen ausgebessert und renoviert werden. Dafür werden 500.000 Liter Wasser abgepumpt. Davon sollen rund 7.000 Stadtbäume profitieren - nach einer Filterung des Chlorwassers.

Und national?

Doch es wird mehr nötig sein als das. In Deutschland werden Maßnahmen in der "Nationalen Wasserstrategie" aufgelistet. Dazu gehört unter anderem, die komplette Wasserwirtschaft - samt Infrastruktur wie Kanalnetzen - an den Klimwandel anzupassen. Einen nationalen Hitzschutzplan, um Bürgerinnen und Bürger vor Wärme zu schützen, sieht die Regierung indes für diesen Sommer nicht vor.

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