Ab dem heutigen Donnerstag darf in Nordrhein-Westfalen Silvester-Feuerwerk verkauft werden. Zur Freude der Firma Weco aus Eitorf bei Bonn, Deutschlands einzigem industriellen Feuerwerk-Hersteller. Bei dem geht es nach der Corona-Krise wieder aufwärts. Das Verkaufsjahr sei bislang "außerordentlich gut" verlaufen, sagte Vertriebsleiter Oliver Gerstmeier der dpa. Die Nachfrage des Handels sei sehr hoch gewesen.
Überall darf über den Jahreswechsel allerdings nicht geböllert werden. Auch an Silvester ist das Abbrennen von Pyrotechnik in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen bundesweit verboten. Zudem wird es unter anderem in Düsseldorf, Köln, Münster und Bochum spezielle Sperrzonen für Böller und Feuerwerk geben - als Konsequenz aus Ausschreitungen im Vorjahr.
Köln weitet Verbotszone aus
Viele Kölner beklagten Lärm und Feinstaubbelastung.
In Köln gilt das Böller- und Knallverbot erstmals für die linksrheinische Innenstadt zwischen dem Rhein und den Ringen. Stadtdirektorin Andrea Blome begründete die Ausweitung vor allem mit dem Lärm: "Wir reagieren damit auf Beschwerden von Bürgern, die sich in den vergangenen Jahren über den Lärm, aber auch die in der dicht bebauten Innenstadt besonders hohe Feinstaubbelastung beklagt haben."
Zudem wolle die Stadt durch die neue Regelung Ordnungs- und Rettungskräfte besser schützen. Raketen und anderes Feuerwerk, bei dem es vor allem um die sichtbaren Leuchteffekte gehe, seien von dem Verbot nicht betroffen, heißt es weiter. Bei Verstößen müssten Betroffene mit Geldbußen bis zu 200 Euro rechnen. Im Umfeld des Kölner Doms ist am 31. Dezember von 18 bis 5 Uhr sogar das Mitführen von Pyrotechnik jeder Art verboten.
Bochum, Münster und Bielefeld sperren Bereiche
In Bochums Partyviertel wurde es durch Böller gefährlich.
Mehrere Kommunen haben in den vergangenen Wochen mögliche Böllerverbotszonen geprüft - mit unterschiedlichem Ergebnis. So wird die Stadt Bochum erstmals in einer Straße des Partyviertels "Bermuda-Dreieck" das Zünden von Böllern verbieten. Dort war es im Vorjahr zu Ausschreitungen gekommen. Böller und Raketen waren inmitten des Partytrubels gezündet worden und wurden auch in Richtung Polizeibeamte geworfen.
Auch in Münster wird es erstmals Verbotsbereiche für das Silvesterfeuerwerk geben - auf dem Domplatz, dem Bahnhofsvorplatz sowie dem Prinzipalmarkt. "In der zurückliegenden Silvesternacht ist es in diesen Bereichen zu einem leichtfertigen und unsachgemäßen Umgang mit Pyrotechnik gekommen. In der Folge waren leider auch Verletzungen und Gefährdungen von Personen festzustellen", begründete Ordnungsdezernent Wolfgang Heuer die Entscheidung der Stadt.
In Bielefeld haben Stadt und Polizei den "engeren Bereich der Sparrenburg" wie bereits in den vergangenen Jahren zur „böllerfreien Zone“ erklärt. Mitführen und Abbrennen von Feuerwerkskörpern ist auf dem Burggelände verboten, ab etwa 20 Uhr wird es Zugangskontrollen geben.
Dortmund und Essen appellieren an Vernunft
Die Stadt Dortmund geht den entgegengesetzten Weg. Erstmals seit 2016 soll es keine erweiterten Verbotszonen für Pyrotechnik in diesem Jahr geben. Die Stadt appelliert damit an die Vernunft der Bürger, die in den vergangenen Jahren überwiegend friedlich gefeiert hätten.
Einzige Ausnahme bleibt der Dortmunder Friedensplatz, auf dem auch an diesem Silvester kein Feuerwerk gezündet darf - weil die Stadt eine Benefiz-Silvesterparty veranstalten will zugunsten von sozialen Projekten, unter anderem für Kinder.
In Essen gibt es dieses Jahr keine Böllerverbote für einzelne Plätze. Allerdings appelliert die Stadt, die Menschen sollten ganz auf Feuerwerk verzichten - "um die Zahl der Unfälle vor und in der Silvesternacht zu reduzieren und die Kapazitäten in den Krankenhäusern zu schonen".
Duisburg: Verbot bindet zu viel Personal
In Duisburg gab es Pyro-Angriffe auf Einsatzkräfte
Auch in Duisburg wurden Verbotszonen für dieses Silvester diskutiert. Stadt und Polizei haben sich letztendlich dagegen entschieden, weil deren Überwachung zu viel Personal binden würde, heißt es. "Weiterhin ist davon auszugehen, dass sich die Problematik so lediglich in andere Bereiche verlagern würde", sagte ein Stadtsprecher.
Im Vorjahr habe es im gesamten Stadtgebiet Angriffe auf Passanten, Polizei oder Rettungskräfte gegeben, so der Sprecher weiter. Deshalb würden Polizei und Ordnungskräfte an diesem Silvester verstärkt und weiterhin flexibel eingesetzt, um auf aktuelle Geschehnisse bestmöglich reagieren zu können.
Viele Städte sehen keinen Bedarf für strengere Regeln
Viele anderen Kommunen in NRW sehen dagegen keinen Bedarf für ein Böllerverbot oder gesonderte Feuerwerkszonen, etwa Kleve, Neuss, Bonn oder Wuppertal. Einige Städte wie zum Beispiel Mönchengladbach verweisen auf das geltende Sprengstoffgesetz. Danach ist das Zünden von Pyrotechnik in der Nähe von Krankenhäusern, Kirchen, Kinder- oder Seniorenheimen sowie anderen brandempfindlichen Anlagen sowieso untersagt.
Kein Feuerwerk in der Düsseldorfer Altstadt
Die Stadt Düsseldorf setzt weiter auf eine unveränderte Verbotszone, die die komplette Altstadt und die Rheinuferpromenade umfasst. "Diese Umsetzung hat sich in den vergangenen Jahren mit kleinen Optimierungen bewährt", erklärte ein Stadtsprecher.
Im vergangenen Jahr hatten Ordnungskräfte knapp hundert Verstöße festgestellt, mehr als 4.000 Feuerwerkskörper waren an den Zugängen zur Verbotszone in großen Wassercontainern unbrauchbar gemacht worden.
Krawalle in der vergangenen Silvesternacht
Jochen Kopelke, Bundesvorsitzender der Gewerkschaft der Polizei
Vor allem in Berlin, aber auch in Essen und Hannover, kam es beim vergangenen Jahreswechsel zu Ausschreitungen. Dabei wurden auch Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr mit Böllern beworfen und mit Silvesterraketen beschossen. Vor diesem Hintergrund sagte der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, dem WDR Anfang Dezember:
Viele Städte in Deutschland hätten daraus "die richtigen Schlüsse" gezogen. Andere, insbesondere Berlin, aber nicht. "Eine Debatte in der Gesellschaft über den Umgang mit Rettungskräften hat nicht dazu geführt, dass wir zum Beispiel in Berlin oder anderen Orten eine tatsächliche Veränderung der Einsatzlage sehen", bemängelt Kopelke. Das sei gerade auch mit Blick auf die aktuelle Terrorgefahr ein Problem.