Ergebnisse der neuen Shell-Jugendstudie | WDR aktuell

01:56 Min. Verfügbar bis 15.10.2026

Junge Menschen fordern mehr Anerkennung für Leid der Palästinenser

Stand: 15.10.2024, 13:05 Uhr

Etwa die Hälfte der Jugendlichen in Deutschland spricht sich dafür aus, dass Deutschland das mit dem Gaza-Krieg verbundene Leid der Palästinenser deutlicher anerkennen sollte. Das ist ein Ergebnis der neuen Shell-Jugendstudie.

Genau 52 Prozent der Befragten sind dieser Ansicht. Nur elf Prozent der Jugendlichen sind gegenteiliger Meinung: Sie finden nicht, dass Deutschland das mit dem Krieg in Nahost verbundene Leid der palästinensischen Bevölkerung deutlicher anerkennen sollte. Ein Viertel (26 Prozent) ist in dieser Frage unentschieden, wie es in der am Dienstag veröffentlichten repräsentativen Umfrage heißt.

Pro und Kontra zur deutschen Unterstützung Israels

Bei anderen Fragen zum Krieg in Nahost ist die Haltung der Jugendlichen weniger klar: So begrüßt es knapp ein Drittel (30 Prozent) der Jugendlichen, dass sich Deutschland nach dem Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023, dem mehr als 1.200 Israelis direkt zum Opfer fielen, klar auf die Seite Israels gestellt hat. Genauso viele lehnen dies jedoch auch ab. Etwa ein Viertel (27 Prozent) ist unentschieden.

Die besondere Verpflichtung Deutschlands gegenüber Israel betont mit 32 Prozent ebenfalls etwa ein Drittel der Jugendlichen. Genauso viele sehen dies aber auch anders und stimmen dem explizit nicht zu. Etwa ein Viertel (26 Prozent) ist auch hier unentschieden, die restlichen Befragten wollten oder konnten dazu keine Meinung äußern.

Hat Deutschland eine besondere Verpflichtung?

Differenziert man die Einstellungen zur Frage der besonderen Verpflichtung Deutschlands gegenüber Israel nach sozialen Merkmalen, dann zeigt sich ein deutlicher Unterschied bei der Bildung. Auffällig ist, dass von den Jugendlichen mit einer eher niedrigen Bildungsposition nur 16 Prozent die besondere Verpflichtung Deutschlands gegenüber Israel betonen. 42 Prozent stehen der Aussage ablehnend gegenüber.

Von denen mit mittlerer Bildung sind es 26 Prozent, wohingegen Jugendliche mit höherer Bildung zu 37 Prozent die besondere Verpflichtung anerkennen.

Migrationshintergrund teilweise relevant

Zum Teil gravierende Unterschiede zeigen sich, wenn man nach dem jeweiligen Herkunftshintergrund unterscheidet. Insgesamt betrachtet haben Jugendliche mit Migrationshintergrund zur Frage nach der besonderen Verpflichtung gegenüber Israel keine andere Haltung als Jugendliche ohne Migrationshintergrund.

Mit 36 Prozent stimmen Jugendliche mit Migrationshintergrund sogar mehr der besonderen Verpflichtung Deutschlands gegenüber Israel zu als Jugendliche ohne Migrationshintergrund (32 Prozent).

Jugendliche, die entweder selbst oder deren Eltern aus dem arabischen Raum oder der Türkei zugewandert sind, stimmen dieser Verpflichtung allerdings nur zu 26 Prozent zu. 42 Prozent und damit deutlich mehr als in allen anderen Gruppen lehnen diese explizit ab.

Antisemitismus geht nicht aus Studie hervor

Laut den Verfassern der Studie lassen sich daraus aber keine unmittelbaren Rückschlüsse auf damit verbundene antisemitische Einstellungen nachweisen. Vor allem, wenn man die Ergebnisse der "Toleranzfrage" miteinbeziehe.

Die Studie hat die Jugendlichen nämlich auch gefragt, ob sie es gut oder nicht so gut fänden oder ob es ihnen egal wäre, wenn in der Nachbarschaft bestimmte Menschen oder Gruppen einziehen würden. Gegenüber der letzten Befragung im Jahr 2019 gingen hier die Vorbehalte gegenüber türkischen Familien leicht zurück. Ansonsten gab es keine relevanten Änderungen.

Dies gilt auch für die Haltungen der Jugendlichen gegenüber einer jüdischen Familie. Wie auch 2019 fänden es acht Prozent der befragten Jugendlichen nicht gut, wenn eine jüdische Familie in die Nachbarschaft ziehen würde. 70 Prozent der Jugendlichen wäre es egal, während es 21 Prozent gut finden würden - 2019 waren das nur 14 Prozent.

Shell Jugendstudie

WDR Studios NRW 15.10.2024 00:50 Min. Verfügbar bis 14.10.2026 WDR Online


Unsere Quelle:

  • 19. Shell Jugendstudie - Jugend 2024