Sessionseröffnung in NRW | sv

00:35 Min. Verfügbar bis 11.11.2025

Die Jecken sind los: Start in die Karnevals-Session in NRW

Stand: 12.11.2023, 10:49 Uhr

Sie ist wieder da, die närrische Zeit. Pünktlich um 11.11 Uhr ging es los - Helau und Alaaf schallt es seitdem durch die Straßen von NRW. Schon früh am Tag waren die Feiermeilen in Köln und Düsseldorf gut gefüllt. Es blieb weitgehend friedlich.

Vor allem in Düsseldorf und Köln, aber auch in anderen NRW-Städten, war es schon am frühen Samstagvormittag auf den Straßen und in den Kneipen rappelvoll. Viele Jecken waren bunt geschminkt und kostümiert unterwegs und feierten ausgelassen den Sessionsstart.

Weil der Elfte im Elften in diesem Jahr auf einen Samstag fällt, waren mehr Menschen als sonst auf den Beinen. Vor allem in die Karnevalshochburgen Düsseldorf und Köln strömten tausende Partytouristen.

Hoppeditz ist erwacht

In Düsseldorf verfolgten auf dem Rathausplatz etwa 5.000 Menschen das Erwachen des Hoppeditz, der dieses Jahr etwas länger brauchte, bis er sich aus seinem Senftopf befreit hatte. Auch auf den umliegenden Straßen und in den zahlreichen Kneipen der Altstadt drängten sich die Feiernden. Die Polizei hatte zwar wegen Betrunkener mehr zu tun als sonst, die meisten feierten aber friedlich den Start des Karnevals.

Tausende feiern in Kölner Hotspots

Auch in Köln ging es am Elften im Elften in den Feierspots Zülpicher Straße, Heumarkt und Alter Markt hoch her. Zehntausende Jecken strömten schon am frühen Morgen vor allem ins Univiertel rund um die Zülpicher Straße. Dort musste die Polizei schon früh die Zugänge absperren - wegen drohender Überfüllung.

Dazu kam recht gutes Wetter mit viel Sonnenschein am Nachmittag. Mit 1.000 Polizisten, 180 Ordnungsamtsmitarbeitern und mehr als 1.000 privaten Sicherheitskräften versuchte die Stadt, Herr der Lage zu bleiben. Nach einer ersten Polizei-Bilanz vom Abend habe es in Köln 96 Strafanzeigen gegeben, überwiegend wegen Körperverletzungen, Taschendiebstählen und Sexualdelikten - meist unsittliche Berührungen. Zur aktuellen Situation hatte eine Polizeisprecherin am Samstagnachmittag gesagt: "Alles noch im Bereich des normalen Wahnsinns."

Die Zülpicher Straße ist voll: Ein Menschenmeer

Die Zülpicher Straße ist voll: Ein Menschenmeer

"Es ist in Ordnung, Karneval zu feiern", hatte die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker zum Karnevalsauftakt am 11.11. in der Altstadt vor Tausenden Feiernden gesagt. "Das heißt nicht, dass wir nicht an diejenigen denken, die von Krieg und Gewalt betroffen sind."

"Kölle Alaaf! Kölle Alaaf! Kölle Schalom!"

Aus Solidarität mit allen jüdischen Bürgerinnen und Bürgern erklang zuvor im Historischen Rathaus von Köln der Ruf: "Kölle Alaaf! Kölle Alaaf! Kölle Schalom!" Reker appellierte an die Jecken, für Demokratie und Vielfalt einzustehen. "Von allen Akteurinnen und Akteuren im Kölner Karneval erwarte ich ein eindeutiges Bekenntnis gegen Antisemitismus - und klare Zeichen der Solidarität mit Israel sowie den Jüdinnen und Juden in Köln!"

Reker besuchte am Samstag die größte Kölner Synagoge, die sich fast direkt an der Hauptpartymeile befindet. "Wir denken natürlich an die Not und Verzweiflung, die unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger im Moment erleben", sagte die parteilose Politikerin. "Hier wird unweit der Synagoge jetzt Karneval gefeiert. Viele Menschen brauchen diese Zeit des Feierns. Andere können die Gedanken an die gewaltsamen Übergriffe der Hamas und die Konsequenzen nicht verdrängen."

Es ging auch sehr ernst zu

Doch bei allem Närrischsein - es ging es auch ernst zu. Karnevalisten versammelten sich am Nachmittag zu einer Mahnwache vor der Kölner Synagoge. Sie protestieren damit gegen Naziparolen, die Feiernde laut Bericht des "Kölner Express" auf der nahe gelegenen Zülpicher Straße gerufen haben sollen. Die Polizei hat keine eigenen Erkenntnisse zu dem Vorfall.

Aaron Knappstein, Präsident des jüdischen Karnevalsvereins "Kölsche Kippa Köpp", sagte bei einem Empfang, die Jüdinnen und Juden in Köln seien in Not und bräuchten alle Bürger an ihrer Seite. "Wir haben immer mehr Menschen auch in Köln, die uns absprechen, Kölnerinnen und Kölner zu sein. Die uns sagen, dass wir nicht mehr hierhin gehören." Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn versicherte Knappstein, der Karneval stehe fest an seiner Seite. "Das Gespenst, das wir eigentlich besiegt gesehen haben, ist wieder zurück in unserer Zeit, und das macht mir richtig Angst", so Kuckelkorn.

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