Einsatzkräfte in Köln sind am 11.11. stark gefordert

00:54 Min. Verfügbar bis 12.11.2025

Kölner Karneval: Großer Ansturm - Security-Mann mit Taschen voller Geld

Stand: 13.11.2023, 12:09 Uhr

Der Sessionsauftakt fiel in diesem Jahr auf einen Samstag. In Köln feierten den 11.11. Zehntausende mehr als sonst. Größtenteils blieb es friedlich - es gab aber auch einige Vorfälle.

Riesenandrang, Sperrungen, ein Security-Mitarbeiter mit Tausenden Euro Bargeld in den Taschen, Strafanzeigen wegen unsittlicher Berührungen, eine Schlägerei am Aachener Weiher, betrunkene Scooterfahrer, Meldungen über Naziparolen - die Kölner Polizei hatte zum Start in den Karneval einiges zu tun.

Über den Tag feierte nach bisherigem Stand der überwiegende Teil der Menschen in Köln friedlich und hielt sich an die Regeln. Ab den Nachmittagsstunden waren die Einsatzkräfte jedoch vermehrt gefordert. Polizeisprecher Christoph Gilles sprach gegenüber dem WDR von einer "Zunahme von Streitigkeiten unter Karnevalisten. Schubsereien und Körperverletzungen nehmen zu". So steht es in einer bisherigen Bilanz, die die Polizei am Samstagabend mit einem Stand von 21 Uhr veröffentlichte.

Insgesamt waren in Köln etwa 1.000 Polizisten, 180 Ordnungsamtsmitarbeiter und mehr als tausend private Sicherheitskräfte im Einsatz. Eine endgültige Bilanz zum 11.11. will die Polizei Köln in wenigen Tagen ziehen. Was jetzt schon bekannt ist:

Security mit viel Geld in der Tasche

Straftaten, Platzverweise und Polizeigewahrsam: Die Polizei sprach am Samstagabend von 96 Strafanzeigen, überwiegend wegen Körperverletzungen, Taschendiebstählen und Sexualdelikten. Bei den Sexualdelikten soll es in den meisten Fällen um unsittliche Berührungen gegangen sein. Außerdem soll es 63 Platzverweise gegeben haben. 26 alkoholisierte Personen verbrachten laut Polizei die Nacht im Polizeigewahrsam.

Erst küssen, dann beißen: Unter anderem nahmen die Beamten einen 18-Jährigen an der Zülpicher Straße fest, der zuvor mehrfach versucht hatte, eine junge Frau gegen ihren Willen zu küssen. Als die Polizei ihn ansprach, leistete er demnach Widerstand, biss einem Beamten in die Hand und versuchte, ihm die Waffe zu entreißen.

Sicherheitsdienstmitarbeiter mit viel Geld in der Tasche: Ein Security-Mitarbeiter steht im Verdacht, Geld für den Einlass zur Zülpicher Straße verlangt zu haben. Dieser Bereich war wegen des großen Andrangs gesperrt. Zeugen meldeten sich bei der Polizei und machten auf den Security-Mann aufmerksam. Die Polizei identifizierte daraufhin gegen 18.30 Uhr einen 20 Jahre alten Mitarbeiter, der im Auftrag eines Sicherheitsdienstes arbeitete. Er hatte mehrere Tausend Euro in bar bei sich - die Beamten stellten das Geld sicher. Die Kriminalpolizei ermittelt.

Hitlergruß auf der Laterne: Auf der Zülpicher Straße soll laut Medienberichten ein Mann einen Laternenmast hochgeklettert sein und den Hitlergruß gezeigt haben. Die Polizei hat bisher keine konkreten Informationen. "Der Staatsschutz der Polizei soll jetzt klären, was sich dort abgespielt hat", sagt Polizeisprecher Gilles. Außerdem sollen Naziparolen gebrüllt worden sein.

Karneval in Köln: Die Feiermeilen waren früh voll

Wenn Tanzmariechen auf Matrosen, Plüschtiere oder Königinnen treffen, dann ist Karneval. Zum Sessionsauftakt am 11.11. waren die bunten Jecken in Köln schon sehr früh unterwegs. Die Feiermeilen in Köln füllten sich schnell.

Verkleidete Menschen feiern die Sessionseröffnung am 11.11.23 in Köln. Eine Frau hält ein kleines Banner mit der Aufschrift "Alaaf!" hoch

Kölle Alaaf! Die Domstadt feiert die Sessionseröffnung. Tausende Menschen sind dafür kostümiert ins Zentrum gepilgert.

Kölle Alaaf! Die Domstadt feiert die Sessionseröffnung. Tausende Menschen sind dafür kostümiert ins Zentrum gepilgert.

Auf dem Kölner Heumarkt heizten viele Bands die Stimmung an. Gruppen wie Cat Ballou, Räuber, Paveier, Kasalla oder Kempes Feinest standen hier auf der Bühne.

Weil das Zülpicher Viertel am 11.11. erfahrungsgemäß schnell überfüllt ist, diente die Wiese vor der Uni als Ausgleichsfläche für die Jecken. Vor allem für junge Leute war es ein beliebter Treffpunkt.

Etwa 1.000 Polizisten, 180 Ordnungsamtsmitarbeiter und mehr als 1.000 private Sicherheitskräfte sind im Kölner Stadtgebiet im Einsatz.

Auf der Wiese vor der Universität hat die Stadt extra Bodenplatten für den Tag verlegt, damit die Wiese nicht zertrampelt wird.

Auf dem Heumarkt wurde um 11.11 Uhr der Countdown heruntergezählt.

Endlich geht's wieder los: Die Jecken in Köln sangen sich seit dem Morgen warm.

Um kurz nach 10 Uhr war auch der Heumarkt voller Karnevalisten.

Die Kölner Bürgermeisterin Henriette Reker appellierte auf dem Heumarkt an die Jecken, für Demokratie und Vielfalt einzustehen. "Von allen Akteurinnen und Akteuren im Kölner Karneval erwarte ich ein eindeutiges Bekenntnis gegen Antisemitismus - und klare Zeichen der Solidarität mit Israel sowie den Jüdinnen und Juden in Köln!"

Schon am Vormittag stapelte sich in machen Straßenecken der Müll.

Hier geht nichts mehr: Schon sehr früh wurde die Feiermeile an der Zülpicher Straße gesperrt.

Die Zülpicher Straße war morgens um 9.30 Uhr schon rappelvoll.

Das Gelände um die Synagoge in der Roonstraße war weitgehend abgesperrt.

Wer den Dom liebt, kann ihn an Karneval auch auf dem Kopf tragen. Eine Krone und jede Menge Bommel tun es aber auch.

Wer früh kam, bekam auch die beste Fotokulisse. Geknipst wurde am liebsten vor dem Dom.

Na, wie habt ihr euch denn kostümiert? Auf der Domplatte in Köln begann an diesem 11.11. schon morgens um 8 Uhr das Schaulaufen im Kostüm.

Da war die Domplatte noch angenehm leer.

Die ersten Jecken waren aber schon da: Früh am Morgen sicherten sich die ersten Karnevalisten bereits vor der Bühne am Kölner Heumarkt die besten Plätze.

Auch ganz früh am Morgen standen Polizeibeamte bereits vor der Kölner Hauptsynagoge an der Roonstraße. Sie grenzt an das Ausgehviertel Zülpicher Straße und wurde den ganzen Tag über weiträumig abgesperrt.

Die Kneipen und Brauhäuser, die geöffnet haben, sind gefüllt mit feiernden Jecken.

Jecke stehen in den Fenstern und können das Getümmel auf der Zülpicher Straße von oben beobachten.

Auch Kobolde feiern vor dem Kölner Dom.

Ein jecker König ist auch dabei.

Sitzt das Make-up noch? Zwei Jeckinnen machen sich schick.

Mahnwache an der Synagoge: Wegen der Berichte über Naziparolen versammelten sich Karnevalisten spontan zu einer Mahnwache vor der Kölner Synagoge, unter anderem auch die Führung des Festkomitees Kölner Karneval. Aaron Knappstein, Präsident des jüdischen Karnevalsvereins "Kölsche Kippa Köpp", sagte, die Jüdinnen und Juden in Köln seien in Not und bräuchten alle Bürger an ihrer Seite.

Der Kölner Karnevalspräsident Christoph Kuckelkorn versicherte Knappstein, der Karneval stehe fest an seiner Seite. Die Polizei erklärte, dass es rund um die Synagoge in der Roonstraße ruhig geblieben sei. Trotz der Nähe zu der Partymeile hätten auch die Gottesdienste ungestört stattfinden und die Gläubigen ihre Synagoge in Ruhe aufsuchen können.

Polizist angegriffen und verletzt: Gegen 14 Uhr beleidigte ein 24-jähriger Mann Polizeibeamte massiv, während diese sich auf der Zülpicher Straße um einen internistischen Notfall kümmerten. Auf die Ausweiskontrolle reagierte der Mann mit Faustschlägen und leistete derart Widerstand, dass ein Polizist eine schwere Schulterverletzung erlitt und nicht mehr dienstfähig war. Die Polizei stellte eine Strafanzeige und nahm den Mann in Polizeigewahrsam.

40 alkoholisierte E-Scooter-Fahrer: Bis Samstagabend, 21 Uhr, erwischte die Polizei 40 alkoholisierte E-Scooter-Fahrer. Nach Blutproben war der Wert bei zehn Personen so hoch, dass die Polizei die Führerscheine beschlagnahmen musste. Auch für E-Scooter gelten Promillegrenzen: Ab 0,5 Promille droht ein Bußgeld von bis zu 1.500 Euro. Bei mehr als einer Promille wird die Fahrerlaubnis entzogen. Ein 20-Jahre alter E-Scooter-Fahrer stürzte laut Polizei mit etwa 1,2 Promille auf der "Ulrepforte" und erlitt schwere Gesichtsverletzungen. Ein Rettungswagen brachte ihn ins Krankenhaus.

Schlägerei am Aachener Weiher: Am Aachener Weiher schlugen sich laut Polizei gegen 16 Uhr rund zehn Personen und traten einen auf dem Boden liegenden jungen Mann. Polizisten trennten die Parteien. Nach bisherigen Erkenntnissen erlitt einer der Beteiligten eine blutige Nase. Die Ermittlungen dauern an.

Uni-Viertel wegen Überfüllung gesperrt: Der Bereich in der Nähe der Kölner Universität hatte sich in den vergangenen Jahren zu dem Partyviertel für die jüngeren Jecken entwickelt. Am Samstag musste das Viertel schon kurz nach 9 Uhr wegen Überfüllung gesperrt werden. Die Lage dort entspannte sich laut Polizei am frühen Abend nach und nach, weil viele Jecke den Heimweg antraten. Die Bahnhöfe füllten sich.

Hauptbahnhof zwischenzeitlich gesperrt: Bereits am Samstagmorgen waren mehr Menschen nach Köln gekommen als die Jahre zuvor. Die Folge: Die Bahnsteige waren voll, es kam zu Verspätungen. Laut Bundespolizei war der Bahnhofsvorplatz noch vor 11 Uhr 11 maximal überfüllt.

Viele Reisende hätten den Bahnhof nicht verlassen können. Die Beamtinnen und Beamten versuchten, mit Absperrgittern den freien Zugang schnell wieder zu gewährleisten. Um auch die Menschenmengen für den Heimweg zu koordinieren, sperrte die Bundespolizei den Hauptbahnhof um etwa 19.30 Uhr erneut.

Feiernde auf den Uniwiesen in Köln, auf dem Boden liegt jede Menge Müll

Was bleibt, ist der Müll: Trinken, Essen, Feiern - die Reste bleiben liegen. Nach der großen Party bleibt der Müll. Er liegt auf den Straßen, in den Gassen, den Plätzen, Straßenbahnen, Bahnhöfen, auf den Uni-Wiesen - es sind viele Tonnen. Deshalb folgt nach dem Feiern am 11.11. das Aufräumen und Reinigen.